Traumsplitterorgie
Ich sitze mit Sitte vor meinem silbernen Teller
Und mit schweren Schritten kommt aus dem Keller
Die Gesellschaft in schwarz zum Nachtdinner
Ich entblöse mich zuerst vom Federschmuck
Unbeweglich und hart, wie aus grauem Stuck
Jeder schiebt seinen Thron, Ruck um Ruck
Näher ans Silbertablett
Zu meinem Totenbett
Hier wirds geschehen, hier werd ich begraben
Die schmalsten Schultern haben am schwersten zu tragen
Und sollt ich vorm Schicksal doch einen Ausbruch wagen
Werden sie mich fressen, mit Haut und Haaren
Die Messer, die Gabeln und die Krallen werden gewetzt
Mit Tränenwein und Blutchampagner die Lippen benetzt
Jeder Platz um die Platte mit geifernden Monstern besetzt
Als Vorspeise werden meine zerstückelten Träume serviert
Wurden teils mit Hoffnung, teils mit Verdammnis garniert.
Und von ihnen bleibt nichts, weil sich niemand geniert
Sie zu zerschneiden
Sich einzuverleiben
Hier wirds geschehen, hier werd ich begraben
Gebrochene Flügel können nicht schlagen
Mit einem gestopften Mund kann man nicht sagen
Wie weit einem die Klingen in den Rücken ragen
Nur das feinste für die Feinen, für die Fürsten
Wie sie sich auf das Opfertier stürtzen
Das rosige zarte Fleisch mit Dornen würzen
Silber mit rot besprenkelt, das reine Weiß entehrt
Aller Gläser Inhalt im blutigen Rachen entleert
Die Rückkehr bleibt mir für immer verwehrt
Bin doch verzehrt
Hab meine Brüder genährt
Doch
Im tiefen Loch, im tiefen Magen
Wo sich nur tote Maden laben
Werd ich mich in euer Fleisch eingraben
Denn wo die Herzen kraftvoll schlagen
Reißt man die tödlichsten aller Narben.
Mephistopheles