The Forum

"Verdammt... ja das passt." Sie bemerkte nicht wie Kirin sie fragend musterte, weil er ihrem Gedankengang nicht folgen konnte. Tilina lief auf und ab und langsam verstand sie immer mehr wieso der Kirin aus ihrer Zeit sich verhielt wie er sich verhielt. Er hasste seine Existenz... "Sag mir Kirin... Wie empfindest du dein Dasein?"

"Mein Dasein? Es ist eine Bürde, eine Pflicht. Und es ist mir eine grosse Ehre diese wahrzunehmen und diese Welt vor allem erdenklichen zu schützen", erkärte er ihr leidenschaftlich.
Der Kirin dieser Zeit wirkte auf Tilina gänzlich anders. Er war nicht nur aufgeschlossener, sondern auch viel... fröhlicher. Trug die Göttin alleine Schuld an Kirins Wandel?
Tilina seufzte tief. Noch so vieles musste sie in Erfahrung bringen, einschliesslich, wie sie wieder in die Zukunft kommen konnte.

"Ihr seit so... verschieden." Kirin winkte ab, denn er wusste eh, dass er keine Antwort auf seine Frage bekommen würde. Er lud die junge Frau zum Essen ein. Er führte sie zum Speisesaal, wo bereits viele Enge speisten und Kinder wild durcheinander lief. Mütter und Väter versuchten sie zu beruhigen, jedoch half nichts. Als Kirin mit seinem Gast eintrat, trat kurz Stille ein, dann ging das Bunte treiben weiter. Der Erzengel führte sie zu dem Tisch, der über allen thronte und setzte sich. Tilina sah, dass er von hier einen perfekten Überblick hatte. Sie seufzte leise. Sie würde diesen aufgeschlossenen Kirin gerne um Rat bitten aber wie sollte sie das machen, ohne zu viel zu verraten?

Tilina sass direkt neben Kirin und ein dicker Kochengel brachte grosse Töpfe voller Urzeitessen zu den beiden. Tilina bedankte sich und nahm ihre Gabel. Dieses Essen schmeckte ihr durchaus, auch, wenn sie nicht genau defineiren konnte, was es war. Ihre Gedanken kreisten allerdings nicht um das Essen, sondern noch immer um Kirin. Wie er so da sass... Eines Königs würdig. Wäre der zukünftige Kirin doch nur nicht so verschlossen und so trauernd. Einmal mehr seufzte das Menschenmädchen.

"Was..." Tilina tastete sich vorsichtig heran, die Frage zu stellen die ihr auf der Zunge lag. "Was würde passieren wenn man einem Engel oder Erzengel die Flügel brechen würde?" Sie versuchte nicht zu sehr zu zeigen wie wichtig ihr diese Frage war. Kirin sah sie ernst an. "Willst du dies wirklich wissen?" Die junge Frau nickte nur, gespannt darauf was er sagen würde.

"Es ist mir nur teilweise bekannt", erwiderte Kirin leise und deutete auf seine grossen Schwingen. "Man sagt, dass die Seele der Erzengel mit den Flügeln verbunden sind, beide können gleichzeitig gebrochen werden", fügte er nachdenklich hinzu.
Tilinas Augen leuchteten. "Und... Gibt es wirklich kein Heilmittel?"

Kirin sah sie nachdenklich an. "Ein Heilmittel? Ist in der Zukunft ein Engel mit gebrochenen Flügeln?" Tilina nickte nur. Sie konnte ihm ja schwer sagen, dass er selbst der betroffene war. "Nachdem was ich weiß, muss man das Herz dieses Engels erwärmen, ihn aus seinen Qualen raus bringen."
"Das meinte sie also!" rief sie aus und bereute es gleich. Sie lächelte verschmitzt als sie Kirins fragenden Blick bemerkte.

Sie nahm überhaupt nicht wenig zu Essen. Es wäre wohl besser, wenn sie jetzt schwieg.
"Passiert etwas Schlimmes in der Zukunft, passiert mir etwas schlimmes?", fragte schliesslich Kirin, dessen Augen Argwohn verrieten.
"N-Nein! Nein, nein! Überhaupt nicht! Leb einfach weiter, und vergiss, dass ich dir diese Fragen gestellt habe!", plapperte Tilina, die einen vollen Mund hatte, hastig. Kirins Augen funkelten auf. Er wusste, was er wissen wollte.

Kirin stand auf und ließ die junge Frau am Tisch sitzen. Die anderen Engel sahen ihm verwundert nach. Ein kleines Mädchen lief zu ihr und zupfte an ihrem Ärmel. "Was hast du getan um den Lord zu erzürnen?" fragte es unschuldig. Tilina schüttelte den Kopf. Sie war unvorsichtig gewesen, nun war er sauer auf sie. Sie stand auf und folgte ihm. Sie wusste zwar noch nicht was sie ihm sagen sollte, würde aber sie musste was tun oder ihre Freundschaft in der Zukunft würde vernichtet werden.

"Kirin! Wartet!", rief sie ihm hinterher und er hielt tatsächlich an. "Bitte, seid nicht wütend. Ich wollte Euch nicht wütend machen", bat sie ihn und blickte ihn verzweifelt an. Kirin, der vor ihr stand, blickte sie leicht verwirrt an. "Ich bin nicht wütend, Tiilna. Ich danke Euch. Ich brauche jetzt Zeit um alleine zu sein, wir sehen uns morgen. Gehabt Euch wohl", antwortete er und ging weg.
Tilina blieb verdutzt stehen. Hatte sie da etwa eine Veränderung in Kirin bewirkt, welche bis zur Gegenwart nachhallen würde? Nein, dies war absurd. So schnell wie ihr dieser Gedanke gekommen war, verwarf sie ihn wieder. Sie ging zum Fenster und blickte auf die wolkenlose Welt hinab. Einige Lichter von Vulkanen erhellten den Planeten und sorgten für ein mysteriöses Erscheinungsbild.