The Forum

"Was wollt ihr damit sagen?", fuhr ihn der Wirt mit einem aggressiven Ton an. Kirin blieb aber zunächst völlig ruhig. "Es gibt mehr, als ihr euch zu erträumen wagt."
"K-Ketzer!", schrie die betrunkene Frau schockiert und deutete auf die drei Fremden. "Ketzer!", schrieen alle im Chor und sie schienen den drei Engeln überhaupt nicht mehr freundlich gesonnen zu sein.
"Verlasst mein Lokal, augenblicklich!", rief der Wirt wütend.

Kirin zog eine Augenbraue hoch und sah zu seinen zwei Engeln. Diese nickten nur mit einem Schmunzeln. Die drei Himmelskämpfer waren nun bewaffnet. Die Gäste des Lokals bemerkten nicht wie ihnen geschah, als Kirin den ersten Angreifer parierte. Die drei Engel wehrten sich und man bemerkte eine Jahre lange Erfahrung in ihrer Schwertführung.
An einem Moment, packte einer Kirin an seinem Mantel und riss ihm den von den Schultern. Zum Vorschein kamen die geschundenen Schwingen des Erzengels. Seine zwei Begleiter waren blitzschnell wieder bei ihm. "Mylord.." meinte einer behutsam. Kirin brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Dieses mal wurde es wieder Still aber es war keine belastende Stille...

Die Menschen in der Schänke sahen sich gegenseitig undgläubig an. Manche klappten ihre Münder auf gar intelligente Art und Weise auf. Die betrunkene Frau auf der Theke fiel sogar in Ohnmacht.
"Ihr... seid wahrlich ein Engel?", fragte der Wirt ungläubig und rieb sich die Augen. Er konnte es nicht fassen!
"Dann sind die Märchen doch war?", flüsterte es hinter Kirin und langsam kam wieder Leben, wenn auch ein ehrfürchtiges, in die Schänke.

Einer von Kirins Engel, hob seinen Mantel hoch und legte sie ihn wieder auf die Schultern des Erzengels. "Mylord wir sollten gehen."
"Wartet." meinte Kirin ruhig und zupfte den Reiseumhang zurecht. Die Menschen knieten plötzlich vor dem Erzengel nieder und genau in diesem Moment befahl dieser seinen Engel ihre Mantel abzustreifen. Und ein ehrfürchtiges Rauen ging durch die Menge. "Sie können uns sehen?" meinte einer der Begleiter. Kirin nickte nur. Er wand sich an die Menschen, die einst Hier ein und aus gingen. "Unsere Anwesenheit muss momentan ein Geheimnis bleiben und dieses Geheimnis darf diese Mauern nicht verlassen. Ist das klar?" Der Ton des Erzengels war ernst und doch gleichzeitig sanft. "Macht euch keine Sorgen, Mylord." meinte der Wirte beruhigend. "Es gibt Dinge die diese Schänke nie verlassen."
"Gut." Kirin machte seinen Begleitern ihre Mantel wieder über zu streifen. Damit gingen die drei Engel, ohne ein weiteres Wort.
Der Wirt sahen ihn verwundert nach und sah sich dann in der Schänke um. Er räusperte sich und schrie: "Hier wird nun aufgeräumt!"
Ein paar Monate später, sollte diese Schänke eins der besten Lokale der Stadt werden und keiner erfuhr jemals woher dieser Wandel kam.
Kirin und seine Engel machten sich auf den Weg zum Verlies. Sie wusste, dass sie nicht so einfach da rein kommen würden und sie wollten niemanden töten um die zwei Frauen zu befreien. Sie sahen sich vor dem Gebäude unauffällig um. "Mylord." meinte einer der Engel und deutete auf ein Plakate. Dieses gab kund, dass bald ein Turnier stattfinden würde, wo auch die Gefangenen um ihre Freiheit kämpfen durften. "Das ist eine gute Idee." Der Erzengel wand sich zu seinen Kriegern. "Wir werden uns alle drei dort anmelden."

Es kam der Tag, an dem das Turnier statt fand. Die Gefangenen kämpften jeweils zu dritt gegen drei Herausfoderer. Während die Herausforder nur ihre Anmeldegebühr riskierten und eine grosse Belohnung gewinnen konnten, ging es bei den Gefangenen um ihr Leben.
Tilina und Ilesia warteten zusammen mit Qualis, einem alten Mann. Auch er war ein Ketzer und besass nicht die Kraft sich zu befreien. Er hatte sein Leben verwirkt, als er behauptete, dass historische Quellen eindeutig belegten, dass es Engel gehabt haben musste.
"Wie benutzt man dies seltsames Ding schon wieder?", fragte Qualis verwirrt und drehte einen Dreizack in seiner Hand herum. Auch Ilesia, die sich nur mit Küchengeräte auskannte, machte keinen professionnellen Eindruck mit ihrem Bogen. Nur Tilina, die ja den Schwertkampf so halbwegs beherrschte, versprühte etwas Hoffnung.
"Wir können es schaffen, wenn wir uns Mühe geben", lächelte diese und übte sich etwas ein. "Ach Gottchen... Ich würde sie lieber mit meinem Teekessel erschlagen, meine Lieben", erwiderte Ilesia verzweifelt.
Die drei sassen bereits im Kollosseum, allerdings noch in der Wartekammer. Sie hörten bereits, wie die Menschenmenge über ihnen nach Blut schrie und wie sie den freiwilligen Kämpfern zujubelten. Es war dunkel und einige Wächter funkelten die drei böse an. Verbrechen wie Ketzerei galten in dieser Welt als die schlimmsten möglichen Vergehen, wenn man mal von Mord absah.
"Geht jetzt. Ihr seid dran", maulte ein Wächter und deutete zu einem Tor, dass in den sandigen Kampfbereich führte.
Tilina nickte und ihre zwei Mitstreiter folgten ihr in die Kampfarena. Es war eine grosse und prächtige Arena, in der schon so machner sein Leben verloren hatte. Die drei kamen bewaffnet (Ilesia hatte den Teekessel heimlich mitgenommen) und stellten sich in einer Reihe auf. Die Menschen auf den Rängen buhten sie aus und forderten ihr Blut.
"Ruhe!", schrie ein kleiner, dicker Mann auf einer grossen Tribüne. Er stand neben dem Kaiser, der leicht gelangweilt da lag und einige Trauben verzerrte. "Nun kämpfen diese drei Ketzter gegen Ingesius, den Stolzen, Calaia, die Schreckliche und gegen Pamla, die Nimmersatte!", informierte er die Menge und die drei Gegnger betraten die Arena. Sie waren nicht nur viel besser bewaffnet, sondern auch besser gerüstet. Sie hatten alle einen Schild und deutlich neuere Waffen.
Ingesius war ein Ritter und kämpfte mit einem grossen Schwert, während Calaia mit einer Art Speer kämpfte. Er hatte zwei Spitzen, die sich gabelten und ein magisches Juwel in der Gabel. Und schliesslich war da noch Pamla, die etwas dicker war als die anderen und dafür einer Wikingerkämpferin glich. Ihre Axt war grösser als Tilinas Kopf.
"Lasset den Kampf beginnen!", schrie des Kaiser Ansager erfreut und schon griffen die drei an. Tilina kämpfte gegen Ingesius, der seinen Zweihänder sehr offensiv und auch bedrohlich schwang. Sie hielt seinen Schlägen stand und parierte jeden Schlag gekonnt. Aber ihr Schwert würde nicht mehr lange standhalten, seine Schläge waren zu stark. Aber da kam Tilina die glänzende Idee! Ihr Gegner war zwar weitaus stärker und ebenfalls besser geschützt, aber er schleppte mehr herum und war damit spürbar langsamer. Flink hüpfte sie herum, damit sie Ingesius aus seinen Reserven locken konnte. Dieser fiel auf ihren Trick herein und verausgabte sich mehr, er ging so weit in die Offensive, die öfters ins Leere traf, dass er seine Deckung vernachlässigte. Ausserdem kam er bei seinen Angriffen manchmal leicht aus dem Gleichgewicht. Dies war ihr Chance!
Pamla, die Dicke, hatte sich Ilesia als Gegnerin ausgewählt und stürmte mit ihrer erhobenen Axt auf diese zu. Ilesia wiederum rannte schreiend davon und verfiel völlig in Panik. "Ach Gottchen! Können wir unsere Differenzen nicht mit einem kleinen Teechen aus der Welt schaffen?", fragte sie Pamla betont freundlich, die jedoch als Antwort nur einen wütenen Schrei ausstiess.
Schliesslich war Ilesia an der Wand angekommen und Pamla lachte bereits hämlisch. Sie ging zum Angriff über und wollte mit ihrer Axt in Ilesia stechen, die jedoch elegant ausweichen konnte. Irritiert hielt der Engel an, als sie bemerkte, dass Pamla ihr nicht mehr folgte. Ihre Axt steckte in der Wand fest! "Thihi", lächelte Ilesia und zückte ihre Geheimwaffe: Den Teekessel. Sie ging zu Pamla zurück und schlug ihr mit dem Teekessel auf den Kopf. Mit einem lauten Gong fiel diese ohmächtig zu Boden. Zufrieden lächelte Ilesia, schaute aber ihren Teekessel traurig an. Er hatte eine Beule abgekriegt!
Weitaus weniger Glück hatte Qualis mit seiner Gegnerin. Calaia war äusserst stark und geschickt und es schien, als wäre sie als einzige der Gegner sogar so etwas ähnliches wie intelligent. Sie fuchtelte gewandt mit ihrem Speer herum, dem Qualis nur mit Mühe entkommen konnte. "Nicht schlecht, alter Mann", spottete sie schliesslich und trat zurück. Aus ihrem Speer schossen plötzlich Flammen hervor, die Qualis treffen würden...
Ingesius schlug häftig zu und Tilina wich nur Milimeter genau aus, damit sie ihrem Gegner genug nahe war. Sie schlug so schnell wie sie konnte mit ihrer Klinge in seinen Bauch. Erschöpft sank ihr Gegner zu Boden. Er war nicht schwer verletzt, aber ausser Gefecht.
Erleichtert strich sich Tilina eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und sah sich auf dem Schlachtfeld um. Ilesia weinte, so schien es Tilina, neben der ohnmächtigen Pamla. Aber sie war ausser Gefahr, was man von Qualis nicht sagen konnten. Einige Flammen bedrängten ihn! Sofort rannte Tilina ihm zu Hilfe und sie hatte Glück. Calaia hatte sie noch nicht entdeckt und war damit beschäftigt den alten Mann auszulachen. Das Mädchen schlich sich an und erhob ihre Klinge. Überraschend sprang sie an ihre Gegnerin heran und hielt ihr die Klinge an den Hals. "Gebt Ihr auf?"

"ja ich gebe auf." und zur Verwunderung der Zuschauer, gewannen die "Ketzer". Die Verlierer wurden etwas Grob vom Feld gebracht und aus dem Kolosseum geworfen. Tilina und Ilesia dachten, dass sie nun eine Pause machen könnten aber sie hatten gleich nach ihrem ersten Kampf einen Zweiten. Der Mann neben dem Kaiser erhob sich und verkündete die neuen Kämpfer. "Sie kommen aus der Ferne und weigerten sich ihre Namen zu nennen. Hier sind sie!" Die Menge jubelte als die Drei aufs Kampffeld kamen, jedoch wurden Ilesia und Tilina bleich als sie ihre Gegner sahen. "Gottchen.." meinte der Engel leise. "Jetzt haben wir ein Problem." TIlina war der selben Meinung. Einer richtete seine heilige Klinge auf das Mädchen. "Zeige mir was du kannst." sagte er mir ruhiger und doch sanfter Stimme. Die beiden anderen zogen ihre Waffe nicht.

Kirin griff Tilina nun an, es war ein harter und ernstzunehmender Angriff, aber keineswegs ein gefährlicher. Das Mädchen parierte den Schlag, wobei sie etwas einsank.
"Was ist nur in euch gefahren?", fuhr der Erzengel seine zwei Freunde an. "Euch hätte etwas schlimmes geschehen können!", fuhr er fort. Er holte zu einem zweiten Angriff aus und Tilina wich graziös aus.
"Du hättest uns ja nie deinen Segen gegeben", verteidigte sie sich und holte zu einem Schlag aus. Kirin parierte ihn ohne Mühe. "Natürlich nicht. Das war Wahnsinn! Ihr dürft mich nie wieder so hintergehen." Seine Stimme war wieder ruhig, aber ein vorwurfsvoller Ton erklang in seiner sanften Stimme.
Tilina sprang zur Seite um einen Angriff von Kirin auszuweichen. Sie hatte sich sehr verbessert. "Wahnsinn? Hintergehen?", empörte sie sich und parierte einen erneuten Schlag.
"Ja, und dies ist noch freundlich ausgedrückt. Ohne Schnutz darf man doch nicht einfach in eine fremde Welt gehen, das ist viel zu gefährlich", warf er ihr vor und griff mal wieder an.
Tilina, die sich im doppelten Sinn in der Defensive befand, antwortete nur: "Ich kann schon auf mich aufpassen."
"Das hast du wirklich sehr gut gemacht", meinte Kirin nur und griff wieder an, aber dieses Mal parierte Tilina seinen Schlag indem sie selbst zu schlug. Er war etwas überrascht.

"Ihr kennt einander?", fragte Qualis Ilesia, die ihren Topf noch immer wimmernd umklammerte. "Ja, wir kennen sie. Ach, was haben wir nicht alles über zusammen erlebt!", antwortete Ilesia dem alten Herrn, wobei Qualis sich nicht sicher war, von wem sie sprach.

Kirin machte eine halbe Drehung, parierte damit ihren Schlag und stand plötzlich hinter Tilina und hielt ihr die Klinge an den Hals. "Du bist besser geworden aber noch nicht gut genug um einem Erzengel wie mir gefährlich zu werden." Er ließ sie los und stieß sie von sich. Tilina stolperte und fiel zu Boden. Sie rappelte sich auf und wollte ihn erneut angreifen als sie plötzlich den Grund seiner Worte verstand. Kirin musste sich an einem Moment geschworen haben sie zu beschützen... "Kirin..." setzte sie an. Dieser ging jedoch wieder zum Angriff über. Doch er hielt inne als Ilesia ihm den Weg versperrte. "Es ist gut Mylord. Sie hat es verstanden." Wohl der einzigste Moment, wo sie jemals ernst war.

"Dann lasst uns gehen. Enthüllt euch", sagte Kirin ruhig und knapp. Die Engel liessen alle ihre Kleider fallen, auch Ilesia tat es ihnen gleich.
Plötzlich herrschte Stille im Kolosseum. Alle starrten sie verwundert die Engel an, alle bis auf den Kaiser, der eingeschalfen war.
Sie sahen, woran man nicht glauben durfte und auch Qualis rieb sich ungläubig die Augen. "Engel? Fantastisch! Meine Nachforschungen bestätigen sich alle!", rief er fröhlich. Mit seinem Ruf, war auch die Menge aus ihrem Schlaf erwacht. Sie raunten und tuschelten aufgeregt und deuteten mit ihren Fingern zu Kirin.
"Mein Herr, so wacht doch auf!", rief der Ansager dem Kaiser zu, der nur widerwillig aufwachte. "Was? Warum weckst du mich?", zischte der Kaiser wütend, der aber nur eine Handbewegung als Antwort bekam. Fast schon hysterisch deutete der Ansager zu den Engeln und als der Blick des Kaisers endlich seiner Hand folgte, öffnete sich sein Mund ungläubig. "Wie? Wie kann dies sein?", fragte der Kaiser mehr sich selber als jemanden anderes.
"Lasst uns jetzt gehen, sie haben vorerst genug gesehen", meinte Kirin ruhig, obwohl ein Lächeln auf seine Lippe kam. Auch Tilina lächelte ihn an. Sie gab ihm die Hand und langsam flogen sie davon. Auch die beiden Begleiter von Kirin flogen davon.
"Oh, bitte! Bitte nehmt mich mit! Für die Wissenschaft!", rief Qualis verzweifelt und Ilesia erhöhte sein Flehen und gab ihm die Hand.
"Aber dafür werdet Ihr mit mir Tee trinken", flüsterte sie vergnügt.

"Was immer ihr wollt." meinte Qualis und genoss die Aussicht. Die kleine Gruppe landete außerhalb der Stadt, weil Kirin nicht mehr weiter fliegen konnte. Sie nahmen wieder das Schiff um zurück zu kommen und während der überfahrt, überfiel Qualis Ilesia mit seinen fragen und trank mit ihr unter Deck Tee. Kirin stand an Deck und sah aufs Meer hinaus. Er hob nicht den Blick, als er merkte wie jemand an ihn herantrat.