(4) Ironie des Schicksals?„Wo willst du denn noch hin bevor wir nach Swansk gehen Red?“ keuchte Brock als die beiden Wanderer einen steilen Hügel erklommen.
„Wir sind fast da Brock, du wirst staunen wenn du siehst was ich gefunden habe. Ich könnte sogar deine Hilfe gebrauchen“ antwortete Red, der zielstrebig in Richtung Nordosten lief. Schweißperlen liefen ihm das Gesicht herunter, schließlich war er nicht mehr der Jüngste, und sie hatten bereits eine gewaltige Strecke am heutigen Tage zurückgelegt. Selbst Brock, der an sich sehr sportlich war und eine gute Ausdauer besaß, war nach der Wanderung sehr erschöpft.
„Jetzt sag doch endlich was du vorhast! Ich lauf mir hier gleich die Füße wund also dürftest du ja wohl die Güte haben mich aufzuklären.“
Red dachte nach, sollte er es ihm erzählen? Jetzt schon? Würde Brock ihn verlassen wenn er erfahren würde was er jetzt genau plante?
„Ich muss etwas mit Vivi besprechen Brock… Ich habe eine Nachricht von ihr erhalten, ich soll mich so schnell es geht bei ihr melden.“
„Bah! Was willst du denn bei der?“ fragte Brock und verdrehte die Augen, er hielt nicht viel von ihr und auch sie hatte nicht grade viel Freundlichkeit für ihn übrig.
„Wie gesagt, es muss sich um etwas Wichtiges handeln denn sonst meldet sie sich nie bei mir.“ Schnaufte Red als er endlich den großen Hügel erklomm, und er sich kurz eine kleine Pause gönnte.
„Ja aber du sagtest gerade, dass du etwas gefunden hättest? Das passt nicht ganz zu dem was du mir grade erzählst.“ Bemerkte Brock und sah Red scharf an.
„Das ist eine andere Geschichte, die ich dir wirklich erst dann erzählen will, wenn wir soweit sind. Vorher möchte ich Vivi jedoch noch einen Besuch abstatten.“
„Na wenn du meinst…“ Brock lief jetzt voraus und konnte vom Hügel aus gut die weiten Flächen der vor ihnen liegenden Landschaft erkunden.
„In ungefähr einer Stunde sollten wir da sein“ Meinte Brock und sah zu einem großen Feld im Norden, an das sich ein dichter Wald anschloss. Neben dem Feld führte eine kleine Straße entlang, die sehr alt und abgefahren aussah. Hohe Telefonmasten mit teils zerrissenen Kabeln begleiteten die Straße, die alsbald in den dunklen Wald führte und von ihm verschluckt wurde.
In diesem Wald, so wusste Brock, gab es ein geheimes Forschungslabor von dem nur die wenigsten wussten. Red kannte Vivi, die Leiterin dieses Labors schon aus seinen Zeiten beim Militär, doch irgendwann verloren sie sich aus den Augen und haben erst vor kurzer Zeit wieder einmal voneinander gehört.
Mehr wusste Brock allerdings auch nicht, den Red sprach nur sehr ungern über die damaligen Verhältnisse und seine vielen Bekanntschaften.
„Das ist gut. Lass uns trotzdem noch ein wenig Pause machen, ich weiß nicht ob wir so schnell wieder ein gemütliches Plätzchen erreichen.“ Sagte Red und ließ sich die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen.
„Glaubst du nicht das wir im Labor keine Gelegenheit zum Ausruhen bekommen?“
Red schwieg daraufhin und lief an den Ohren rot an. Brock bemerkte es, doch hakte nicht weiter nach. Er hatte das Gefühl, als ob früher mehr zwischen Red und Vivi gewesen war als nur eine gute Bekanntschaft.
Brock setze sich zu Red und nahm sich eine Dose Leberwurst und zwei Scheiben Brot aus seinem Rucksack. Red gab er eine ab und beide genossen ihr Mittagessen.
Zu trinken gab es Quellwasser aus ihren Wasserflaschen und jeweils ein-zwei schlucke Wodka aus der Flasche.
Gestärkt und mit einem wohligen Gefühl im Magen ging es dann auf der anderen Seite des Hügels wieder abwärts und in Richtung Labor.
~~ Unterirdischer Komplex ~~
„Also nur damit ich das jetzt richtig verstehe: Wir sind in der Lage übernatürliche Kräfte freizusetzen und sind deswegen hier gelandet? Diese Kräfte besitzen nur höchstens 10 Menschen auf der ganzen Welt und alle befinden sich zufälligerweise hier in der Gegend. Durch unsere Kräfte können wir besondere Dinge wahrnehmen und die Welt vor dem Untergang retten? Verzeihen sie mir aber das klingt ja wie ein mittelmäßiger Fantasy- Roman.“ Sagte Maddy als die Doktorin ihre letzten Worte beendet hatte und sie jetzt nun schon seit mehr als 15 Stunden in dem Konferenzraum waren.
„Das klingt jetzt zunächst bestimmt unglaubwürdig, aber es entspricht der vollen Wahrheit.“ Erwiderte sie und blickte Maddy müde an. Sie hatte Maddy und Dango viel erzählt, welche von Minute zu Minuten ungläubiger dasaßen und gebannt zuhörten, was sie in den letzten 6 Jahren alles verschlafen hatten.
„Und warum gerade wir?“ fragte Dango.
„Das wissen wir nicht, alles was wir in Bezug auf euch wissen habe ich euch gesagt.“
„Aber… was bedeutet denn jetzt <die Welt retten>? Was bedroht denn die Welt eigentlich?“
„Das ist eine Sache, bei der wir uns noch nicht ganz einig sind. Doch wir gehen davon aus, dass sich in den vergangenen 10 Jahren im Kraftwerk Tschernobyl eine Art Dimensionsriss gebildet hat, der ständig größer wird und immer mehr fremdartige Energie freisetzt.
Doch nicht nur Energie, sondern auch wundersame Kreaturen sind hier gesehen wurden und gehen ebenfalls auf diesen Riss zurück. Irgendwann wird dieser so groß sein, dass sich unsere Realitäten vermischen und unser Kausalitätsgefüge zusammenbricht. Am Ende, so gehen wir jedenfalls aus, wird es zu einer verheerenden Katastrophe kommen, die alles Leben was wir kennen in unserem Universum vernichten wird.“
Eine kurze Pause trat ein, Dango und Maddy saßen schweigend da und blickten die Ärztin mit großen Augen an.
„Und… Was können gerade wir dagegen ausrichten?“ fragte Dango zaghaft.
„Nun… so wie es aussieht besitzt ihr auch die Gabe, solche Dinge wie Dimensionsrisse oder andere Anomalien zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Ihr habt vielleicht die Möglichkeit, ihn zu verschließen oder zu verstopfen… wir wissen es noch nicht genau.“
„Und woher wissen sie dann überhaupt wozu wir fähig sind? Vielleicht irren sie sich ja auch und wir können diesen komischen Riss gar nicht sehen.“ Warf Maddy ein.
„Wir betreiben dieses Forschungslabor nun schon seit fast 20 Jahren, glaub mir das wir schon einige Leute hier hatten, die über ähnliche Fähigkeiten verfügt haben, doch sie haben es nicht geschafft Dinge aus anderen Dimensionen und Seins-Sphären zu sehen oder sogar mit ihnen zu interagieren.“
„Na wenn sie meinen…“ sagte Maddy und verschränkte die Arme.
„Hört zu ihr beiden, es klingt zwar nach sinnlosem Geschwätz, aber ihr habt selber gesehen was passiert ist als ihr mit einem der Dimensionsartefakte in Berührung gekommen seid.“
„Ähm.. naja was mich allerdings noch beunruhigt ist, dass ich als Maddy damals dieses Ding berührt hat, nichts gesehen habe. Ich konnte nicht sehen wonach er griff als ich ihn kurz beobachtete.“ Sagte Dango und blickte betreten zu Boden.
„Trotzdem besitzt du diese Gabe,, denn wir konnten bei dir dieselben anormalen Hirnmuster erkennen, wie bei Maddy. Vielleicht erstreckt sich dein Können ja auf einem anderen Gebiet. Wie gesagt, wir wissen nicht viel von euren Eigenschaften.“ Antwortete die Ärztin. „Eure Aufgabe ist es nun diesen Riss zu finden und eine weitere Ausbreitung zu verhindern.“
„Moooooment mal!“ rief Maddy „Sie entführen uns, wecken uns nach angeblich 6 Jahren wieder auf, tischen uns irgendetwas von wegen Dimensionsriss und Ende der Welt auf, und dann sollen wir einfach so irgendwohin nach Tschernobyl spazieren und die Welt retten? Das klingt ja reichlich lächerlich. Sie können uns zu gar nichts zwingen, und schon gar nicht wenn wir nicht irgendwelche Beweise sehen.“
„Ihr wollt Beweise sehen? Dann kommt mal mit.“ Sprach die Ärztin und stand auf.
Maddy und Dango folgten ihr wenige Minuten lang und gelangten irgendwann in ein kleines Labor, in dessen Mitte ein kleiner Glaskasten war. Dieser war anscheinend randvoll mit einer grünlich-schimmernden Flüssigkeit gefüllt, und eine rötliche Masse schwamm in ihr herum.
Maddy und Dango gingen näher heran und spürten, dass von dem Artefakt eine große Wärme abgestrahlt wurde.
„Dies hier ist ein sehr nützliches Artefakt, wir nennen es Flammenbrei.“
„Flammenbrei?“ Dango kicherte und Maddy fing ebenfalls an zu Grinsen „Was ist das denn für ein komischer Name?“
„Nun, wir haben es einfach nach seinen Eigenschaften bezeichnet. Es sieht aus wie Brei und strahlt eine enorme Hitze ab. Dank der absorbierenden Eigenschaften der Lösung wird nur ein sehr geringer Teil der Wärme hier deutlich.“
„Wie kommt es, dass sie dieses Zeug auch sehen können?“
„Dazu bedienen wir uns der modernen Technik, und den Schilderungen der anderen <begabten> Personen, die uns diese Artefakte zum Untersuchen vorbeibringen.“
„Aha … trotzdem will ich immer noch nicht glauben, dass gerade wir beide dazu in der Lage sein sollen diesen Riss zu schließen, wenn es da draußen noch mehr von uns gibt die es ja anscheinend auch nicht geschafft haben.“ Antwortete Maddy nachdenklich.
„Es liegt daran, dass ihr beide die einzigen seid, bei denen wir diese übernatürlichen Fähigkeiten in ihren extremsten Werten feststellen konnten. Ihr seid sozusagen die Elite die …“
„Okay okay ich hab‘s verstanden …“ seufzte Maddy und blickte Dango an. Sie nickte ihm zu und ballte ihre Fäuste.
„Maddy… wir werden es schaffen, oder?“ fragte sie.
„Ja, das werden wir ganz bestimmt“ antwortete er und schaute nun zur Ärztin. „Wann und wie sollen wir aufbrechen?“
„Wenn wir Glück haben in ein paar Stunden. Ihr werdet von uns ausgerüstet und bekommt einen Führer, der euch durch die Wildnis leitet.“
„Als ich bewusstlos war… Was haben sie mit meinem Gewehr und meiner Ausrüstung getan? Kann ich sie wiederhaben?“ fragte Dango und blickte die Ärztin erwartungsvoll an.
<WAS die hat ein Gewehr bei sich gehabt??? Sie ist doch vielleicht erst 20 und rennt mit Waffen rum?> dachte Maddy. <Na das kann ja was werden, am Ende knallt die mich noch versehentlich ab oder so.>
„Nein ich pass schon auf dass du mir nicht vors Visier läufst Maddy.“ Flüsterte ihm Dango zu. Einige Sekunden vergingen bis er sich im Klaren war, was Dango eben damit gemeint hat.
„Du… Du kannst meine Gedanken hören?“
„Nicht immer, aber ein paar Mal, wenn du anscheinend emotional bist, oder aufgebracht oder so… dann kann ich Bruchstückchen davon hören was du denkst. Aber keine Sorge, ich plaudere nichts aus.“ Sagte sie und grinste ihn breit an.
„Na wunderbar, jetzt muss ich auch noch aufpassen was ich denke.“ Antwortete er. „Wir werden noch viel Spaß zusammen haben, ich sehs schon kommen.“
„Bestimmt.“ Lachte sie.
Die Ärztin lauschte gebannt und machte sich einige Notizen auf ihrem Klemmbrett, was sie anscheinend niemals aus der Hand legte und sagte daraufhin: „Gut das ihr das geklärt habt. Kommt, ich werde euch jetzt ausrüsten lassen. Ach ja Dango: Wir haben natürlich deine Tide gefunden und alles was du sonst bei dir hattest. Wir haben sie gut gepflegt, denn selbst heute gibt es kaum ein besseres Gewehr. Folgt mir.“
Die beiden folgten der Ärztin durch einen langen Gang. Links und rechts waren wuchtige Stahltüren in den nackten Beton eingelassen. Gitterstäbe und Dicke Panzerglasscheiben machten ein Entkommen aus diesen Räumlichkeiten ganz und gar unmöglich. Aus einigen Räumen hörten sie qualvolle Schreie, doch manche schienen nicht von Menschen verursacht wurden zu sein.
„Was ist hinter diesen Türen?“ fragte Dango. Sie blickte ängstlich umher. Als neben ihr plötzlich etwas Großes und schweres gegen die Stahltür prallte schrie sie kurz auf und klammerte sich an Maddy fest, lief dann jedoch rot an und ließ ihn wieder los.
„Nun… hier erforschen wir auch die Kreaturen, die durch den Riss in unsere Welt gekommen sind. Außerdem gibt es Menschen, die mit dieser geheimnisvollen Energie in Berührung gekommen sind und die wir behandeln. Diese Energie absorbiert der Körper, und wenn man zu viel davon aufgenommen hat, wirkt sie wie ein Mutagen und löst heftige Mutationen aus. Wir sprechen dann nicht mehr von Menschen im herkömmlichen Sinne, weil ihre Anatomie vollkommen verändert wird, Herz, Magen und alle normalen lebenswichtigen Organe sind verkümmert. Sie sind fast wie wandelnde Leichen, nur dass sie anscheinend von irgendwoher gesteuert werden. Wir konnten beobachten, dass sie alle nach dem selben Muster agieren. Anscheinend ist es ihre Aufgabe, alle Menschen zu töten die sich in die Nähe des Reaktors wagen. Dementsprechend wird es immer schwieriger unentdeckt zu bleiben je näher man dem Kraftwerk kommt. Wir nennen diese Wesen <Sparks>, da bei ihrem Tod etwas sehr merkwürdiges geschieht. Aus ihrem Schädel beginnt es für wenige Sekunden Funken zu sprühen. Was da genau passiert, oder wieso, konnten wir bis jetzt noch nicht herausfinden.“
„Also müssen wir gegen eine Horde Mutanten kämpfen wenn wir zu dem Kraftwerk wollen?“ fragte Maddy.
„Nicht nur gegen die Mutanten, es gibt auch Menschen die es sich zum Ziel gesetzt haben diesen Riss zu vergrößern um damit das Ende der Welt herbeizuführen. Dies sind die sogenannten <Hüter> und auch sie kennen kein Erbarmen gegenüber jenen, die versuchen in die Nähe dieses Risses zu kommen.“
„Wieso sollte jemand das Ende der Welt herbeisehnen??? Sind die denn total bescheuert?“ rief Maddy wütend.
„Da es uns noch nie gelungen ist einen Hüter lebendig zu fangen, kann ich dir diese Frage leider nicht beantworten Maddy. Doch seid gewarnt: diese Hüter sind keine Bande verwahrloster Spinner. Sie sind Waffen- und Rüstungstechnisch auf dem neuesten Stand und es gibt sehr viele von ihnen, die rund um das Kraftwerk und weiter hinaus patroulieren.“
„Natoll dann können wir uns ja schon mal unsere Grabsteine vorbestellen, ich hoffe es sind noch welche mit der Aufschrift: „Gestorben weil: Epic Fail“ da.“ Erwiderte er mit sarkastischem Unterton.
„Maddy… wir schaffen das schon.“ Sagte Dango und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Warum sollten wir versagen? Wir haben ja noch unsere Superkräfte.“ Sie lächelte ihn an, es war ein freundliches ehrliches Lächeln.
<Hm wenn sie so lächelt sieht sie ja noch hübscher aus als sonst.> dachte sich Maddy. Das Lächeln gefror auf ihren Lippen und Dango lief rot an und drehte sich wieder weg.
„Ähm … ähm … Tut… mir leid.“ Sagte Maddy. „Ich wollte dich jetzt nicht … irgendwie… ich muss mich erstmal dran gewöhnen dass meine Gedanken nicht mehr Privatsache sind.“
Dango öffnete den Mund um eine Antwort zu geben, als die Ärztin vor einem Fahrstuhl anhielt und sie einige Sekunden warteten, bis die Türen sich öffneten.
Als die Türen sich erneut öffneten als sie oben angekommen waren, mussten Dango und Maddy ihre Augen stark zukneifen, denn ihnen strahlte die schon untergehende Sonne mitten ins Gesicht. Es war das erste Mal seit 6 Jahren, dass die beiden das Sonnenlicht auf ihrer Haut spürten und die Wärme empfangen konnten.
Sie standen in einer großen Halle, die mehr den Anschein einer Waffenfabrik hatte als den eines Forschungslabors.
Die Halle war voller Maschinen, die laut einzelne Stahlbleche zerschnitten oder zu handlichen Stücken stanzten. Die Wände waren voller Fenster, durch die die Halle am Tag beleuchtet wurde. Viele verschiedene Leute in weißen Kitteln oder dreckigen Latzhosen huschten an ihnen vorbei, als sich die Ärztin den Weg durch die großen Maschinen bahnte und anscheinend auf die entgegengesetzte Seite der Halle zuhielt.
Rechts von ihnen konnten sie große Tore sehen, die stark bewacht wurden. Um die Zwanzig Männer mit einer komischen Rüstung und schweren Gewehren waren am Tor postiert oder gingen in unmittelbarer Nähe vor dem Tor auf und ab.
Links von ihnen sahen sie eine große Lagerhalle, die voller verschiedener Waffen, Geräte und anderer Technologie war. Massenweise MGs waren fein säuberlich zu hunderten in den Regalen gestapelt, und auch die Rüstungen, die die Wachen trugen, waren zu dutzenden an den Decken aufgehangen.
Als sie die andere Seite der Halle erreichten, gingen sie durch eine kleine Tür, die anscheinend in das Büro der Ärztin führte.
Neben der Tür war ein kleines Schild angebracht auf dem stand: <Prof. Dr. Med. Hu. Rü. Vivian K.>
„Willkommen in meinem Büro. Setzt euch bitte, ich werde alles veranlassen so dass ihr aufbrechen könnt sobald euer Führer da ist.“
Sie setzte sich ebenfalls an ihren Bürotisch und langte zu einem altmodischen Kabeltelefon. Sie wartete einen kurzen Moment und sagte dann in die Sprechmuschel: „Neo? Sind sie soweit? Unsere Gäste sollen jetzt ausgerüstet werden… ja natürlich nur das Beste was wir haben… in Ordnung… Ja in meinem Büro… Achja bringen sie bitte die Ausrüstung von Frau Dango mit … ja das Tide und den Rucksack… am besten alles was wir damals finden konnten… Okay… Bis gleich.“ Sie legte auf und wollte gerade etwas aus ihrer Schublade herausholen, als das Telefon klingelte.
„Ja Bitte?... Ah ist er eingetroffen?... Gut sagen sie ihm das ich sofort komme… er soll einfach warten haben sie verstanden? … nicht alleine? Nagut sie sollen trotzdem warten ich komme sie abholen… alles klar auf Wiederhören.“ Sie legte auf und schaute plötzlich verträumt aus dem Fenster.
„Ich habe gerade erfahren dass euer Führer eingetroffen ist. Ich werde mich mit ihm treffen, wartet hier solange auf unseren Waffenexperten Neo, er wird euch so gut versorgen wie es unsere Mittel zulassen.“
Damit stand sie auf und ging aus dem Büro hinaus und lies Maddy und Dango alleine.
„Kann es sein dass sich hier Technisch nicht so viel getan hat?“ fragte Dango Maddy mit einem Blick auf das altmodische Kabeltelefon.
„Kann sein, aber dein Eindruck kann auch täuschen, vielleicht ist es ja nur hier so weil neuere Technologien einfach zu schade für diese Gegend sind?“ antwortete Maddy und blickte sich im Raum um.
Er sah einen kleinen Bilderrahmen auf dem Tisch stehen und sah sich das Bild genau an. Es zeigte die junge Professorin Vivian mit einem etwas älter wirkenden Mann. Sie beide standen Hand in Hand vor einem großen Leuchtturm und lächelten in die Kamera. Es schien ein etwas älteres Urlaubsfoto zu sein, denn als Bildunterschrift konnte man mit verblichenen Buchstaben lesen <Griechenland 2002>
„Ob die beiden zusammen waren? Oder es immer noch sind?“ fragte Dango und betrachtete das hübsche Foto.
Doch mehr Zeit zum überlegen fanden sie nicht, denn die Tür sprang auf und herein kam ein zerzaust wirkender Mann, der irgendwie eine Mischung aus Arbeiter und Penner darstellte.
Er hatte eine sehr dreckige Latzhose an, die garantiert von alleine stehen würde wenn er sie ausziehen würde, und trug einen karierten Rollkragenpullover, der zum einen viel zu groß für ihn war, und schon so weit ausgeleiert war, dass er schon fast als Kleid durchgehen könnte. Seine Haare erinnerten Maddy an den einen Künstler, der damals vor langer Zeit im Fernsehen auf 3-Sat oder so wunderbare Bilder malte. Maddy wusste nur dass er Bob mit Vornamen hieß.
Das einzige was darauf hinwies, dass man diesen Mann nicht irgendwo aus einer Mülltonne gegraben hatte, war das Namensschild, das er auf der rechten Brust trug. <Prof. Neodeumpf P. – Experte für Rüstungstechnologie>
„Hallo ihr hübschen“ rief der Wissenschaftler mit der Bob-Frisur und stellte sich vor die beiden. „Ich bin Professor Neodeumpf, für euch einfach Neo. Ich habe gehört ihr wollt unser Spezialangebot?“
„Ähm ja so ungefähr.“ Antwortete Dango
„Dann kanns ja losgehen. Hey Leute beeilt euch mal wir haben nicht viel Zeit.“ Rief er zur Tür. Wenige Augenblicke später kamen mehrere vollgepackte Männer in den Raum. Sie hatten riesige Kisten bei sich und stellten sie im Raum ab.
„Sehr schön, und jetzt verzieht euch wieder. Los an die Arbeit!“ rief er, doch er lächelte dabei und auch die Arbeiter grinsten ihn an. Anscheinend verstanden sie sich gut und auch sein lockeres Auftreten, woran man sich trotzdem erst einmal gewöhnen musste, machte ihn bestimmt beliebt bei den Leuten hier.
„Also: hier in der Kiste ist erstmal dein Zeug Dango. Wir haben nichts weggeworfen oder verändert. Ich habe mir die Freiheit genommen und dein Gewehr gereinigt. Du hast ganze Arbeit bei der Modifizierung geleistet, dass hätte nicht mal ich besser hinbekommen.“
Dango lächelte ihn an. Sie war sogar in der Lage ein Gewehr aufzumotzen? Maddy fühlte sich langsam immer mehr unterlegen. Wo sollte das alles enden, er hatte außer dem Luftgewehr seines Vaters noch nie eine Waffe in der Hand gehalten.
„Kommen wir nun zur Ausrüstung die ihr von uns erhaltet: Zum einen bekommt ihr diese wunderbaren Schutzanzüge von uns. Kevlarbeschichtet, reißfeste Glasfasergewebe, Spezialplatten im Brust- und Rückenbereich, wasserundurchlässig und trotzdem atmungsaktiv, und trotz dieser vielen Schutzvorrichtungen wiegt der Anzug kaum mehr als ein gewöhnlicher Winteranorak.“
Er langte in eine der Kisten und nahm zwei tarnfarbene Ganzkörperschutzanzuge heraus.
„Hier einmal für dich Maddy… und einmal für dich Dango, natürlich figurbetont wie es sich für eine Dame gehören muss“ sagte er und grinste sie an.
Maddy musste bei den Worten automatisch noch einen Blick auf sie werfen <Hm wo er Recht hat, hat er Recht.> dachte er. Dango ließ sich nichts anmerken, also hatte sie es entweder nicht gehört oder sie ging nicht weiter darauf ein.
„Wenn ich euch bitten dürfte diese Anzüge gleich einmal anzuziehen. Hier habt ihr noch die entsprechende Unterwäsche und so weiter.“ Neo deutete auf eine Tür die sich rechts neben dem Tisch befand. „Dort könnt ihr euch umziehen denk ich mal.“
„Ladies first“ sagte Maddy zu Dango und sie ging durch die Tür in einen kleinen Raum, der scheinbar als Abstellkammer benutzt wurde.
„Hm solange sie sich umzieht kann ich dir ja schonmal deine Spezialausrüstung geben.“ Sagte Neo und kramte in einer anderen Kiste nach.
Er fand anscheinend was er suchte, und hielt eine große, in einer Plastiktüte verschweißte, Metallrüstung in den Händen, die mehr an ein Durcheinander aus Stangen und Stofffetzen erinnerte als an eine Rüstung.
„Das ist ein Exoskelett, das neueste aus unserer Produktion. Es vervielfacht deine Kräfte, deine Ausdauer und schützt dich gleichzeitig noch vor schweren Waffen wie Granaten, schweren MGs und Raketenwerfern. Es besteht aus ultraleichten Stangen einer Titan-Stahl-Blei-Kohlenstoff-Verbindung die wir erst neu entwickelt haben.“
„Cool“ sagte Maddy und nahm das Exoskelett in die Hand, es war ebenfalls sehr leicht.
„Das ziehst du über deinen Schutzanzug an, aber dazu werde ich dir ein paar Tipps geben, denn das Ding hat noch ein paar nette Extras die ich eingebaut habe.“ Grinste Neo Maddy an. Maddy konnte sich nicht genau vorstellen was er mit Extras meinte, aber wenn sie ihm helfen würden in der Wildnis zu überleben war er nicht abgeneigt davon.
Sie warteten noch 5 Minuten bis Dango aus dem Raum kam. Sie sah gut in dem Anzug aus, er passte zu ihr wie angegossen. Dann ging Maddy in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Im Raum gab es verschiedenste Dinge zu sehen, von alten Computern über Besen und Werkzeugkästen. Maddy zog sich aus und schlüpfte zunächst in den Schutzanzug. Er passte perfekt und drückte trotz der Spezialplatten an keiner Stelle und behinderte ihn auch nicht beim Bewegen.
„Maddy bist du soweit?“ drang Neos Stimme durch die Tür. „Ich würde dir jetzt zeigen wie du dein Skelett anlegst und es auch gut verstaust.“
„Okay ich komme“ antwortete Maddy, doch als er gerade seine Sachen vom Fußboden aufheben wollte, sah er einen kleinen Zettel zwischen den anderen verstaubten Geräten liegen. Neugierig langte er danach und begann den vergilbten Brief zu lesen:
<Liebe Vivi,
Es tut mir Leid was letzte Woche zwischen uns vorgefallen ist, ich wünschte ich hätte dich nicht so vernachlässigt, doch du weißt genau wie wichtig mir meine Arbeit ist.
Bollowitche war ganz außer sich und hat gedroht mich unehrenhaft zu Entlassen als er gehört hat, dass wir zusammen in den Urlaub gefahren sind.
Sowas möchte ich nicht nochmal erleben, immerhin geht es auch im meine Existenz.
Ich werde alles wieder gut machen, das verspreche ich dir. Doch im Moment hat meine Arbeit erst einmal Vorrang, es wurden schon wieder vermisste bei Prypjat gemeldet.
Langsam gefällt mir die Sache ganz und gar nicht, das Militär verliert die Kontrolle über das Gebiet.
Bitte vergib mir dass ich unseren Verlobungstag nicht mit dir verbringen konnte…
Du bist alles was mir noch geblieben ist, ich möchte dich nicht verlieren.
In Liebe: Dein Red
PS: Ich hoffe dir gefällt unser Foto
>
Es klopfte an der Tür und Dango rief: „Maddy alles in Ordnung bei dir?“
„Ja alles bestens ich komme schon!“ antwortete Maddy. Anscheinend war dieser Red auch der Mann auf dem Foto. Die beiden waren verlobt gewesen, hatten sie danach noch geheiratet? Und auch damals schon sind Leute verschwunden… Maddy ging nachdenklich aus dem Raum und wurde von Dango und Neo erwartet.
„Wir dachten schon zu bist eingeschlafen.“ Lachte Neo und schritt auf ihn zu. „So und nun zu deinem Skelett. Wie du siehst… siehst du erst mal nichts. Das ändert sich sobald du es angezogen hast. Schau her.“
Neo riss die Tüte auf und entnahm vorsichtig das Gewirr aus Stangen und Stoff.
Dann legte er es auf den Boden und faltete es geschickt nacheinander auf, sodass langsam ein Kompletter Anzug auf dem Boden lag.
„So faltest du es zusammen und wieder auseinander, da dies allerdings ziemlich Zeitaufwändig ist, kommen wir zu unserem ersten Extra.“ Neo drückte auf einen kleinen Knopf der in Brusthöhe auf dem Stoff zu sehen war. Er trat zurück und blitzschnell klappte sich das Exoskelett von alleine zu einem handlichen Haufen zusammen.
„Das funktioniert natürlich auch beim ausklappen, doch passt auf dass dir das nicht passiert wenn du drin steckst, dann bist du schneller Brei als du Hackepeter sagen kannst. Die Integrierten Motoren haben eine unglaubliche Kraft, auch wenn sie noch so klein und unscheinbar wirken. Die könnten mühelos einen Elefanten in die Luft schleudern. Damit dir das nicht passiert Maddy, habe ich diese Sperre eingerichtet…“ er zeigte auf zwei kleine Hebel im Nackenbereich. „Diese müssen in Nullstellung sein damit der Mechanismus funktioniert.“
„Und das ist auch wirklich sicher?“ fragte Maddy und beäugte die Konstruktion misstrauisch.
„ja ist es, unsere Wachen tragen die veraltete Version davon und keiner ist bis jetzt irgendwie zerquetscht worden.“
„Na dann bin ich ja beruhigt.“ Spottete Maddy. Vor ihm sah er wieder seinen persönlichen Grabstein und er musste sich das Grinsen verkneifen, obwohl es eigentlich kein allzu lustiger Gedanke war von seiner Schutzvorrichtung zerquetscht zu werden.
Neo half Maddy beim Anziehen des Skeletts und nachdem er fertig angezogen war, blickte Maddy in den Spiegel. Er sah aus wie eine Mischung aus Kampfroboter und Waldläufer, doch sein Aufzug gefiel ihm.
„Kommen wir nun zu Extra nummero zwei.“ Sagte Neo und ging auf Maddy zu. „Folgt mir kurz rüber in die Halle“
Die Drei gingen in die Werkhalle und machten vor einer großen Stahltür halt. Neo öffnete sie schnaufend und zeigte ihnen die Dicke dieser Tür. „Das ist eine 10-Zentimeter-Panzerstahltür. Los Maddy, schlag mal dagegen.“
„Einfach… dagegen schlagen?“ fragte Maddy.
„Ja, tu dir keinen Zwang an.“
„Gut… dann schlag ich da jetzt dagegen.“ Antwortete Maddy und ging zur Vorderseite. Er hob die Fäuste und schlug mit aller Kraft gegen die Tür. Nichts geschah, er spürte keinen Schmerze weil zum Exoskelett auch ein metallener Handschutz gehörte.
„Und.. nun?“ fragte Maddy verwirrt.
„Du siehst, dass der Anzug dich erstens vor physischem Schmerz schützt, allerdings kann er noch etwas mehr…“ sagte Neo und plötzlich nahm er Dango an die Hand und hielt ihr mit der anderen eine Waffe unters Kinn. Alles ging so schnell dass weder Dango noch Maddy etwas dagegen unternehmen konnten, und Neo verschwand mit Dango hinter der Tür und schloss sie von innen ab. Alles was Maddy davon mitbekam war Dangos Schrei, der trotz der dicken Tür zu ihm durchdrang.
„DANGOO!!!“ Rief er und trommelte gegen die Tür. Auf der anderen Seite hörte er weitere Schreie und Schüsse fielen, danach verstummte das Schreien. „Nein du Schwein!!! Aaaahhhhhhh.“ Er trommelte gegen die Tür und plötzlich schien diese nachzugeben. Dort wo seine Fäuste die Tür trafen entstanden zunächst dellen, doch je wütender und verzweifelter er wurde desto mehr schaden fügte er der Tür zu.
Dango war die gewesen, zu der er noch einen Bezug hatte. Sie beide kannten sich zwar erst kurz, doch trotzdem hatten sie so viel was sie miteinander verband, dass sie sich rasch anfreundeten.
er dachte an ihr lächelndes Gesicht, als sie ihm voller Zuversicht beistand. Sollte das so enden?
Maddy schwang seine Faust ein letztes Mal mit einer ungeheuren Wucht gegen die Tür, und sie wurde aus den Angeln gerissen.
der Raum dahinter war hell erleuchtet, und Neo stand zusammen mit Dango in der Ecke. Sie schien unverletzt und Neo hob die Hand.
„Es reicht Maddy, ich habe ihr nichts getan, es war nur um zu demonstrieren wozu du fähig bist.“
„Maddy mir geht’s gut!“ rief sie und blickte ihn an.
„Ihr… Neo… war das unbedingt nötig???“ schrie er, er war den Tränen nahe. Man hatte ihn benutzt und seine Gefühle gegen ihn eingesetzt.
„Ja Maddy, das Exoskelett reagiert nun auch auf deine Empfindungen. Du bist nun in der Lage in Extremsituationen enorme Kräfte freizusetzen.“
Maddy stand schweigend da, Neo und Dango liefen an ihm vorbei aus dem Raum heraus. Im vorbeigehen hörte Maddy plötzlich eine Stimme in seinem Kopf: <Danke das du mich retten wolltest, ich werde dir das nie vergessen.>
Dango schien nicht nur seine Gedanken lesen zu können, sondern konnte anscheinend auch ihre Gedanken auf Maddy übertragen.
Als sie wieder im Raum angekommen waren, ging es mit der Aufrüstung weiter. Beide bekamen einen Schutzhelm, der sich hermetisch abdichten ließ, jeweils einen großen Rucksack mit tausenden Taschen die mit überlebenswichtigen Utensilien gefüllt waren. Dango legte sich ihr Messer an und verstaute ihre kleine MP in ihrem Rucksack. Das Scharfschützengewehr trug sie auf ihrem Rücken, nun sah sie aus wie ein Mitglied einer Eliteeinheit.
Maddy bekam ein Sturmgewehr <FT-200 M> mit einer großen Feuerrate, Durchschlagskraft und einem zusätzlichen 3-Fach-Visiers, eine Pistole der Marke <Walther> und ein Überlebensmesser.
Er wusste nicht genau was er davon halten sollte, er war kein Krieger und hatte keine Waffenausbildung oder sonstiges. Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, völlig ohne Ahnung durch ein Gelände zu trampeln wo hinter jedem Baum der Feind lauern könnte.
~~ Währenddessen in einem anderen Teil des Laboratoriums ~~
„Ich soll WAS machen?“ rief Red völlig entgeistert. Er war vor einer halben Stunde angekommen und wurde von Vivi herzlich empfangen. Brock wartete in einem anderen Raum, Red wollte nicht riskieren das sich die beiden noch in die Wolle kriegen würden.
„Ja du hast richtig gehört Red, ich will dass du die beiden zum Driss führst. Die beiden brauchen die Erfahrung eines Jägers und ich vertraue nur dir… so wie damals.“ Antwortete Vivi und umarmte Red noch einmal.
Beide hatten sich nun schon seit fast vier Monaten nicht gesehen und hatten sich zunächst viel zu erzählen gehabt. Vivi hatte ihm von den beiden erzählt und ihm die Aufgabe zugetragen, sie zu dem Kraftwerk zu bringen. Sie wusste, dass Red schon einmal dort in der Nähe gewesen war.
„Ich… ich sehe dich jetzt erst wieder und ich muss schon wieder fortgehen?“ fragte er, er sah sehr traurig aus.
„Es tut mir Leid, jedoch gibt es keinen Aufschub mehr. Entweder jetzt oder nie, die Messungen bestätigen dass es nicht mehr lange dauern wird bis man den Vorgang nicht mehr aufhalten kann.“
„Aber…“
„Kein Aber… unsere Welt steht am Abgrund und nur die beiden können es schaffen wenn sie rechtzeitig und unversehrt dort ankommen.“
Red nickte, er wollte Vivi nicht schon wieder auf unbestimmte Zeit verlassen. Er empfand immer noch sehr viel für seine frühere Verlobte, und auch ihr fiel es sichtlich schwer, sich noch einmal von ihm trennen zu müssen.
„Wir werden uns wiedersehen Red. Ich vertraue auf dich und auf deine Fähigkeiten.“
Unter seiner Augenklappe bildeten sich kleine Tränen, die er nicht zurückhalten konnte. Er nahm Vivi noch einmal in den Arm und küsste sie. So ineinander verschlungen standen sie noch lange Zeit da, bis es an der Tür klopfte und beide verschreckt voneinander wichen. Die Tür ging auf und Neo kam herein.
„Hallo Red, lange nicht mehr gesehen altes Haus.“ Sagte er und schüttelte Reds Hand. „Ich habe von Brock gehört dass ihr Munition und solches Zeug braucht, ich hab bereits alles angeordnet.“ An Vivi gerichtet sagte er „Die beiden sind fertig, ich habe ihnen alles gegeben und erklärt. Sie sind ab sofort abmarschbereit.“
„Okay!“ erwiderte Vivi „Bring die beiden in die Wartehalle, ich will sie ihren neuen Führern vorstellen.
„Schon unterwegs.“ Antwortete Neo und verließ den Raum.
„Komm Red, lass es uns so schnell es geht über die Bühne bringen.“ Flüsterte Vivi in Reds Ohr und küsste ihn auf die Wange. Beide gingen zurück in den Warteraum wo sich Brock eine Zeitschrift durchlas.
Als er Vivi sah versteifte sich seine Miene und auch Vivi wurde recht kühl. Sie warfen sich ein gemurmeltes „Tag.“ An den Kopf und warteten auf die Ankunft der beiden <Auserwählten> wie Red sie nun insgeheim nannte.
Er ging zu Brock und erklärte ihm in kurzen Sätzen was er gerade erfahren hatte, Brock hörte zu und murmelte dann leise aber hörbar: „Die ist doch nicht mehr ganz sauber, sollen wir jetzt Babysitter spielen oder was?“
Bevor Vivi etwas Gehässiges antworten konnte, kamen Dango und Maddy in den Raum hinein, vollgepackt und marschbereit standen sie da und blickten Brock und Red an.
Maddy musste zweimal hinsehen um zu erkennen, dass es sich bei dem älteren Mann um diesen Red handeln musste. Er hatte dieselben Gesichtszüge wie der Mann auf dem Foto, und trotz der Augenklappe über dem linken Auge konnte man den gleichen Blick feststellen.
„Hallo ihr beiden, ich bin Red, euer Führer, und dass ist mein Freund Brock, er wird uns begleiten und uns beistehen.“ Sagte Red freundlich und strahlte sie an.
„Hi.“ Sagten beide wie aus einem Munde, sie wussten nicht genau was sie darauf erwidern sollten.
„Red wird euch zum Reaktor führen und auf euch so gut es geht aufpassen“ sagte Vivi. „Er ist ein erfahrener Jäger und ist bereits viel in der Gegend rumgekommen. Ihr könnt ihm vertrauen, ich kenne ihn schon seit vielen Jahren.“
Red hatte freundliche Aura, und die beiden spürten dass Vivi die Wahrheit sagte. Er schien kein schlechter Kerl zu sein, und auch Brock, der schweigend dasaß und die beiden musterte, schien nichts schlimmes im Schilde zu führen sondern war wahrscheinlich einfach nur etwas schüchtern.
„Verlieren wir keine Zeit Leute.“ Sagte Vivi. „Ihr müsst euch beeilen. Der Riss wartet nicht auf euch und denkt immer daran: ihr seid die letzte Hoffnung der Menschheit, auch wenn sich das übertrieben anhört…“
„Wir haben verstanden.“ Sagte Dango „Vielen Dank für Alles, wir hoffen das wir sie nicht enttäuschen werden. Das schaffen wir schon.“
„Gut… Also dann ihr beiden, los geht’s es ist ein langer Weg und wir werden heute erst nach Mitternacht Rast machen.“ Sprach Red und Brock erhob sich.
„Auf Wiedersehen Ihr beiden.“ Rief Vivi als die Gruppe durch die Tür nach draußen ging.
Sie waren auf einer großen Lichtung inmitten eines dunklen Waldes. Die Sonne war bereits hinter den Wipfeln versunken und der Abend brach herein.
Sie folgten einer schmalen Straße die in den Wald führte, Red ging voran, danach kamen Dango und Maddy, das Schlusslicht bildete Brock. Er hielt sein Gewehr einsatzbereit in den Händen, er hatte Gerüchte über die Experimente gehört die hier durchgeführt werden sollten und hatte keine Lust sich von einem entlaufenen Monster aufschlitzen zu lassen.
Maddy dachte nach, als sie der Straße folgten und dachte sich <Ich hoffe wir überstehen alles unbeschadet, ich will nicht noch einmal alles verlieren was mir wichtig ist.>
<Wir schaffen es Maddy, solange wir zusammenhalten wird schon nichts passieren> klang es in seinem Kopf. Die Fähigkeit telepathisch miteinander zu kommunizieren würde den beiden noch eine große Hilfe sein.
Langsam wurde es dunkel und sie konnten in der Ferne bereits sehen, dass sich der Wald lichtete und sie ihn bald verlassen würden.
„Red?“ fragte Maddy nach vorn.
„Was gibt’s Maddy?“ fragte er zurück und ließ sich etwas zurückfallen damit er nun neben Maddy lief.
„Sag mal, wie lange kannst du Vivi denn schon? Sie hat von dir gesprochen als ob sie dich schon lange kennen würde.“
Red schwieg eine Weile, vielleicht war es unklug ihn schon nach so kurzer Zeit über seine Beziehung auszufragen.
„Also du musst mir es nicht sagen, ich war bloß etwas…“
„Schon okay Maddy, wir müssen uns vertrauen und dazu gehört auch dass man spezielle Fragen stellt. Ich kenne Sie schon sehr lange, noch bevor man überhaupt an einen Dimensionsriss dachte und als alles auf der Welt noch ‚relativ‘ friedlich war.“
„Achso…“ antwortete Maddy. Er hatte nicht daran geglaubt dass ihm Red gleich erzählen würde dass sie verlobt gewesen waren. In dieser Sache schien er ziemlich verschlossen zu sein.
Red übernahm wieder die Führung und sie folgten ihm hinaus aus dem Wald und wieder hinauf zu der Stelle, wo Brock und Red bereits am Nachmittag Rast gemacht hatten.
Es dauerte gute zwei Stunden, denn es war wieder recht mühselig den Hügel zu erklimmen und alle waren sehr müde als sie oben ankamen.
Maddy war ebenfalls sehr erschöpft, denn er hatte sein Exoskelett nach der Vorführung erst einmal ausgezogen und in seinem Rucksack verstaut.
„Ich glaube wir sollten doch die Nacht hier verbringen.“ Schlug Brock vor, der sich auf seinem Gewehr stützte um nicht umzufallen.
„Du hast Recht Brock, ich kann echt nicht mehr…“ antwortete Red und ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen.
Die vier rollten ihre Schlafsäcke aus und waren bereit einzuschlafen, Brock nicht denn er musste dieses Mal Nachtwache schieben. Nachdem jeder einige Schlucke Wasser zu sich genommen hatte wurde es ruhig und Red, Maddy und Dango kuschelten sich in die warmen Schlafsäcke.
„Gute Nacht alle zusammen.“ Rief Red und kurz danach hörte man wie sein Atem langsam und gleichmäßig wurde, er war eingeschlafen. Maddy lag noch eine Weile wach da, und auch Dango schlief noch nicht.
Maddy hörte plötzlich wieder Dangos Stimme in seinem Kopf: <Denkst du wir können den beiden trauen? Ich weiß nicht ob Vivi die Wahrheit sagt…>
Dango wusste noch nicht, dass es zwischen Red und Vivi eine besondere Bindung gab, und er hatte auch vor ihr erstmal nichts davon zu erzählen.
<Ja ich bin mir sicher wir können den beiden trauen, mach dir darüber keine Gedanken. Ich bin sehr sicher dass sie auf der guten Seite sind.>
<Na wenn du meinst… Gute Nacht Maddy, wir schaffen das zusammen>
<Ja wir schaffen das Dango, Gute Nacht und schlaf schön>
Damit wurde es still in ihren Köpfen, und einer nach den anderen schlief ein.