The Forum

Ein weiters Forum in den Weiten des Internets
Home Page FAQ Team Search    *
  Registrieren
Anmelden 
Unbeantwortete Themen Aktive Themen  

Alle Cookies des Boards löschen

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




New Topic Post Reply  [ 24 Beiträge ]  Gehe zu Seite
 Vorherige << 
1, 2, 3
 >> Nächste 
  Druckansicht | Thema weiterempfehlen
Vorheriges Thema | Nächstes Thema 
Autor Nachricht
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2010, 12:14 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Red überquerte das Feld, auf dem einige Bauern und Tagelöhner das Feld bestellten. Seine Aufgabe war es, den Bauernhof von dem hiesigen Goblin Problem zu befreien.
Da der namenlose Dieb ihm sein altes Einhandschwert gestohlen hatte, bekam er von Ryan ein Schwert, welches er einst selbst geschmiedet hatte. Er erzählte ihm, dass er tief in sich ein Verlangen spürte, Schmied zu werden. Schon seit er das erste Mal darum gebeten wurde, auf dem Feld auszuhelfen, spürte er, dass er dafür nicht geschaffen war.
Jeden Monat begaben sich einige Bauern in die Stadt, um dort ihre Waren feilzubieten. Ryan allerdings nutzte die Chance, um den Schmied zu besuchen. Es kam so weit, dass er dort jedes Mal aushelfen durfte, wenn er sich in die Stadt begab. So kam er auch dazu, das ein oder andere Schwert zu schmieden.
Red wog es in der Hand. Es war sehr leicht. Dann schwang er es einige Male hin und her und spürte, wie sich vor ihm die Luft teilte. Er sah zu dem Schwert.

Bild

„Als würde es darauf gewartet haben, von mir geführt zu werden...“
Vi schwebte langsam vom Himmel herab auf seine Schulter zu. Erschöpft landete sie und zwitscherte fröhlich.
Red deutete ihr Zwitschern auf seltsame Weise und blickte auf seinen Rucksack, in dem der schwarze Mantel, das Stirnband und die beiden Dolche waren. Genauso wie die Klinge in seiner Hand, danach rief, von ihm geführt zu werden, fühlte Red, dass er ebenfalls für die beiden Dolche geschaffen war.
Er streichelte Vi unter ihrem Schnabel. „Glaubst Du wirklich, ich sollte die Dolche führen statt das Schwert?“
Vi flatterte, woraufhin Red aufhörte sie zu streicheln. Sie zwitscherte zwei mal aufgeregt und zuckte mit den Flügeln und Beinen im Takt.
Red sah wieder nach vorne und erblickte die Höhle. Seine Schwerhand straffte sich, während seine andere Hand anfing zu zittern. Misstrauisch blickte er auf die Hand und sah wieder zu seinem Rucksack.
Der Vogel zwitscherte noch einmal etwas lauter und flog dann sich lauthals beschwerend davon. Red schluckte und griff in seine Tasche.
Er beförderte einen der Dolche zu Tage und wog ihn in der zittrigen Hand. Sie beruhigte sich auf der Stelle wieder. „Das ist... wahrlich sonderbar.“
Er steckte sein Schwert wieder weg und griff nach dem anderen Dolch. Die Hände fühlten sich um einiges entspannter und sicherer an. So als warteten sie darauf mit den Dolchen in der Hand benutzt zu werden.
Seine Augen ruhten auf dem Umhang, der dort in seinem Rucksack lag. Eine ruhige und doch bestimmte Aura ging von ihm aus.

Der letzte Goblin hob in einem verzweifelten Versuch, Red zu töten, seine Keule und rannte auf ihn zu.
Red hob seine Dolche, womit er die Keule spaltete. Sein letzter Blick war voller Unglauben, als Red ihm den Kopf von den Schultern schlug.
Draußen schien in einem hellen Schein die Sonne herein, als Red die Klinge an einem der leblosen Körper säuberte. Er trat aus der Höhle heraus, wo ihn Vi sehnsüchtig erwartete. Ihr Blick fiel auf die Klingen.
Diese Klingen waren sein Leben... mehr noch, sie waren das, woraus er geschaffen war. Red lächelte und verstaute die Klingen wieder. Als er draußen stand blickte er auf und erkannte in einem der Bäume eine seltsame Person.
Sie trug, wie er einen schwarzen Mantel und trug ebenfalls eine Maske. Sie hob ihren Bogen und schoss auf Red.
Aus einem ihm unbekannten Grund, fühlte er, dass es besser war, nicht auszuweichen. Er rührte sich nicht und fühlte den sanften Schnitt in der Luft, der von dem Pfeil ausging, der an seinem rechten Ohr entlang flog.
Hinter ihm hörte er ein Röcheln.
Die Person sprang aus dem Baum und landete behände vor ihm auf dem Boden. Sie stellte sich aufrecht hin und lächelte. „Du solltest besser aufpassen.“
Red erkannte den hohen Ton der Stimme und wusste sofort, dass sie eine Frau war. Vi flatterte davon. Sie musterte ihn. „Ich habe doch die ganze Zeit gewusst, dass da noch mehr war, als nur der arme Kerl, der von einem Dieb überfallen wurde.“
Nun wusste Red, wer sie war. „Marisa.“
Marisa lächelte. „Wir tragen beide eine Augenklappe, woher sollten wir also wissen, wer wir sind?“
Red senkte leicht den Kopf. Anscheinend wollte sie nicht, dass die beiden sich erkannten. Er lächelte. „Ich habe die Aufgaben des Hofes erfüllt. Ich reise nun weiter.“
„Ich begleite Dich.“
Damit hatte er gerechnet, aber nicht auf diese Weise. „Ich wandere alleine, ich brauche niemandes Hilfe.“
Sie blickte gehässig hinter ihm auf den Goblin, der Red um ein Haar einen Dolch in den Rücken gerammt hätte, wäre sie nicht zur Stelle gewesen. Red allerdings sprang nicht darauf an. Er ging an ihr, ohne ein weiteres Wort zu sagen, vorbei.
„Ich denke,...“, setzte Marisa an, doch weiter kam sie nicht.
Die Luft schwängerte sich mit einem Geruch von brennendem Holz. Weit entfernt waren Schreie zu hören.
Red und Marisa blickten sich an und rannten dann in Richtung Bauernhof.

Sie nahmen die Beine in die Hand. Der Bauernhof kam immer näher und Rauchwolken wurden immer sichtbarer. Der Hof brannte!
Weiter entfernt konnte Red eine kleine Gruppe von Männern auf Pferden sitzend davon reiten sehen. Es waren Banditen aus dem Gebirge. Red wollte bereits die Verfolgung aufnehmen, als er einen Schrei hörte, der von der Scheune drang.
Er ließ die Räuber abziehen und rannte auf die Scheune zu.
Geschockt blieben sie vor der Scheune stehen und mussten wie er mit ansehen, wie in Flammen gehüllte Bauern und Mägde aus dieser rannten, nur um ein letztes mal die Sonne sehen zu können, ehe sie in sich zusammenbrachen und für immer der Welt entsagten.
Marisa rannte auf die Scheune zu. Mit festem Griff zog Red sie zurück. „Du wirst Dich umbringen!“
Sie schüttelte den Kopf und riss an ihrer Kleidung. „Nein!“
Red umklammerte ihren Körper. Sie stürzten beide zu Boden. Weinend wehrte sich Marisa in seinen Armen, doch Red ließ sie nicht los.
Als eine Wand der Scheune einstürzte, gab Marisa den Widerstand auf. Jeder Bewohner dieses Bauernhofes war Tod. Jeder einzelne...
Nach einiger Zeit löste Red den Griff und erhob sich langsam. Tränen flossen aus Marisas Augen. Sie ballte die Fäuste. „Ich verlange Rache.“
Beschwichtigend legte er seine Hände auf ihre Schultern. „Wir werden zuerst das Feuer löschen und...“, er stockte und schluckte. „die Toten bestatten.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dann nickte sie.

Am Abend brannte kein Feuer mehr nur vereinzelt glühte hier und dort noch eine Kohlegrube.
Marisa kniete vor dem Grabe ihrer Schwester. Sie hatte ihre Hand auf die Erde gelegt und die Augen geschlossen. Stumm bewegte sie ihre Lippen in einem stillen Gebet.
Red schlug die letzte Ladung Sand über eines der Gräber. „Ruchlose Meuchler...“
Sie erwiderte allerdings nichts darauf. Red warf ihr einen traurigen Seitenblick zu. Ihre kleine Schwester war in dem feurigen Inferno verstorben, genauso wie der Rest ihrer Familie.
Er seufzte und schritt auf sie zu. „Marisa, es tut mir Leid...“
Sie ballte ihre auf dem Boden gesenkte Faust und hieb damit auf die frisch aufgewühlte Erde. „Es soll Dir Leid tun?“ Wütend blickte sie auf. „Kannst Du Dir vorstellen, wie schlimm es ist, seine ganze Familie zu verlieren? Einfach so!?“
Red schritt unbeirrt auf sie zu. Sorgsam duckte er sich zu ihr und schloss sie in die Arme. Sie hieb mit ihren Fäusten auf seinen Rücken, um ihren Unmut freien Lauf zu lassen. Die Schläge taten ihm weh, er hörte allerdings nicht auf. „Marisa, beruhige Dich, bitte.“
Sie hob noch einmal, doch diesmal mit viel weniger Kraft. „Es ist nicht fair!“
Red drückte sie fester. „Marisa, bitte, beruhige Dich.“
Sie ließ sanft ihre Faust auf seinen Rücken fahren, woraufhin sie diese entballte und sich in sein Hemd klammerte. Aufgelöst schluchzte und weinte sie.

Jeder einzelne der Bauern lag nun unter der Erde. Marisas Haare wehten im Wind, als sie auf einem der Hügel stand und nach Süden blickte in Richtung der Helmberge, die ihren Namen durch ihre sonderbare Form bekommen hatten, die an Helme erinnerten.
Red stand neben ihr. „Wie es aussieht, hast Du nun ein Ziel vor Dir...“
Sie nickte. „Ich werde sie rächen.“
Unruhig schwankte Red von einem Fuß auf den anderen. Er wollte alleine wandern, doch aus irgendeinem Grund wollte er auch Marisa helfen, bei ihrem Rachezug. Sie stieg den Hügel hinab und ließ Red fassungslos stehen.
Red blinzelte und ging dann zuerst unsicher, dann sicherer hinterher. Marisa blickte nicht zurück, während sie sprach. „Das ist nicht Deine Aufgabe. Ich habe Dich nicht gebeten, mir zu folgen.“
Das schockierte ihn. Er hatte mit allem gerechnet, doch nicht damit, dass sie ihm die kalte Schulter zeigte. Red grinste. „Ich folge Dir nicht, wir gehen nur rein zufällig in dieselbe Richtung.“
Marisa stapfte zielsicher weiter. Ihr schwarzer Umhang und ihre Haare wehten im sanften Winde, der über die Steppen strich. Vivi blickte sich um, als suche sie nach irgendetwas.

ANHANG:
Ja, ich zeichne auch liebend gerne die Personen, mit denen ich in meinem Geschichten arbeite. Das Bild weiter oben habe ich vor kurzem für den Kunstunterricht angefertigt. Mein Lehrer gab mir der Finger wegen eine 2, aber ich finde, es ist mir gut gelungen.


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mo 31. Mai 2010, 12:14 


Nach oben
  
 
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2010, 22:10 
Benutzeravatar
Reiter
Reiter

Registriert: Mo 24. Mai 2010, 13:10
Beiträge: 460
Wohnort: Hier
Ja, natürlich kenne ich das. ^^ Wollte ich zu erst noch erwähnen, aber habe ich dann vergessen. XD

Mit Harken habe ich mich eigentlich gar nicht wirklich beschäftigt, aber ich möchte immer noch alle Supports sammeln. XD Aber die Geschichte von FE, die Charas... Die Hintergründe... Irgendwie ist alles praktisch perfekt. O.o

Also Golden Sun ist nicht ganz gleich wie Final Fantasy, mit den Dschinns zum Beispiel. ^^ Ich fand das Spiel absolut genial, vielleicht sogar besser als FF... ^^
Und was meine Story betrifft... Die ist sogar etwas mehr Fire Emblem als Golden Sun. XD Eine Jaffarähnliche Figur kommt auch vor, natürlich mit zwei Dolchen ;)

Zurück zu deiner Story: ^^
Aaah.. Schon wissen wir, wie du zu deinem Nick gekommen bist. :)
Mir gefällt das Kapitel besser als das letztere, es hat zwar einige Tippfehler, aber die sind nicht wirklich schlimm. ^^ Und mir gefällt die Idee von Vivi sehr gut (aus FE10? XD), dieses Vögelchen hat etwas. ^^ Ansonsten finde ich, dass die Story langsam an Fahrt gewinnt und ich hoffe doch, dass Marisa nicht nur schnell mal vorkommt. ^^ Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ^^


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2010, 23:27 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Die Geschichte *Hust* wird stark an Lyns Geschichte *Hust* anlehnen. *Hust* *Hust* *Spoiler* *1337*

Jede Figur in meiner Geschichte spielt eine wichtige Rolle, so auch Marisa. =) Rechtschreibfehler, nun... es kommt vor, ich werde sie so bald als möglich mit meinem Radierer entfernen! D:<
Das Chapter finde ich auch gut gelungen, das nächste wird eher etwas schlechter. Ich glaube, dass ich etwas übertrieben habe, ich müsste mir bei Gelegenheit nochmal einen anderen Handlungsstrang ausdenken, ab dem zweiten Part von Kapitel 4. Aber, ließ ruhig selbst. :P
Mit dem nächsten Chapter endet es erstmal. Ich hoffe, ich werde bald wieder dazu kommen, die story weiterzuführen!

Ahja und Vi ist in diesem Fall nicht übertragen aus Fire Emblem. Auf MogelPower sehr aktiv ist eine gute Freundin von mir namens Vivione. Wir sind durch dick und dünn gegangen und mit der Zeit bedeutet sie mir sehr viel. ^^ Ihr Spitzname ist Violett, weil ich mich gerne Red nenne. :P Daher habe ich das übernommen. Tja... *Hust*


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Zuletzt geändert von Redgomor am Mo 31. Mai 2010, 23:41, insgesamt 2-mal geändert.

Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2010, 23:29 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Kapitel 4
Part 1/2

Wie rührend...

„Es gibt also noch andere Kreuzjäger?“
Der Kreuzjäger dachte einen Moment nach. Marisa war schon seit Jahren gestorben, doch ihre Nachfahren lebten noch. Ob es wirklich sinnvoll war, die Geschichte weiter zu erzählen? Er würde damit wahrscheinlich ihr Erbe in Gefahr bringen.
Miranda blickte ihm tief in die Augen. „Irgendetwas verheimlicht ihr mir doch...“
Der Kreuzjäger lächelte. „Nein, es gibt nur mich. Marisa wollte nur so sein wie ich, sie war nicht ich.“
Miranda hob ihren Arm. „Weißt Du was, vergiss es. Ich habe aufgegeben zu fragen. Je länger ich Deine Geschichte höre, desto sinnloser erscheint mir die Situation, in der Du Dich jetzt befindest.“
Der Kreuzjäger hob sein Hemd hoch und zeigte eine Wunde. Sie war kaum zu erkennen. Mirandas scharfes Auge konnte die Narbe sofort deuten. „Ein Pfeilschuss... Am Herzen?“
Red nahm das Hemd wieder runter. „Wir kommen nun zu dem Teil der Geschichte, in dem ich das erste mal starb. Kein sehr schöner Moment in meinem Leben.“
Miranda schluckte und horchte gespannt.

*

Red hielt nach wie vor Abstand von Marisa, die seit einigen Tagen zielsicher auf die Berge zuhielt. Sie hielten nur an, um zu rasten. Mal passte Red auf Marisa auf, während sie schlief, mal andersherum.
An diesem Abend saßen sich Marisa und Red gegenüber. Sie brieten einen Hasen über dem Lagerfeuer. Der sanfte Geruch strich über ihren Rastplatz.
Auf Reds Finger saß Vi, die munter vor sich hin zwitscherte. Marisa musste lächeln. „Ihr seid ein süßes Paar.“
Vi schien diese Bemerkung zu missfallen. Sie plusterte sich und flatterte von dannen. Es war das erste mal seit Tagen, dass sie mit ihm ein Wort sprach und nun drohte wieder ein eisernes Schweigen über ihren Rastplatz zu fallen.
Marisa allerdings wollte das Schweigen nicht wieder anhalten. „Weißt Du was?“
Red blickte nicht zu Marisa. Hätte er es getan, hätte er durch das Feuer sehen müssen. Besonders in dieser Gegend war es sicherer, wenn man ein klares Sichtfeld in der Dämmerung besaß. „Was denn?“
„Ich wünschte, ich hätte eine Fee...“
Eine Fee? Red musste nachdenken. Was genau war nochmal eine Fee? War das eines dieser kleinen Wesen, die ihm gerade mal bis zum Knie reichten und eine ziemlich häßliches Äußeres hatten?
Red war sich nicht sicher. „Wirklich?“
Marisa lächelte. „Naja, nicht „haben“ in dem Sinne... Ich meine, dass sie und ich Freunde sind, weißt Du?“
War das Bild, was er vor Augen hatte, wirklich eine Fee? Er hasste diese Wissenslücken.
Moment, es gab da eine Geschichte.
Vor vielen Jahren hatte Maddy ihm das Lesen beigebracht. Er konnte dem niemals etwas abgewinnen und hätte am liebsten nie wieder ein Buch angefasst, nachdem er in der Lage war, zu lesen. Doch seine kleine Schwester verlangte nach Geschichten. Ihr kleiner Kopf zog diese Geschichten auf wie ein Schwamm.
Nach jeder gelesenen Geschichte kuschelte sie mit ihrem Kissen oder rang mit ihm. Red erstaunte es immer und immer wieder, wie sehr das gelesene Wort auf ihr wirkte. So auch an jenem Abend, als er ihr die Geschichte „Die kurze Feenstrecke zum Glück“ vorlas.
Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen.

Die kurze Feenstrecke zum Glück
von Craw


„Aufgepasst!“, rief Loressio.
Liliebe, Loressios kleine Schwester, zischte entlang der Graßhalme auf der Flucht vor den Kobolden. So wie sein Bruder, besaß auch sie kleine rote durchsichtige Flügel und lange blonde Haare.
Sie hatten sich zu weit in den Wald gewagt, in dem die Kobolde auf die Bäume achteten, so wie die Feen auf die Blumen achteten. Doch im Gegensatz zu den Feen, sahen die Flügel der Kobolde aus wie Baumblätter. Auch besaßen Kobolde kleine Fangzähne, die nur teilweise aus ihrem Mund herausragten.
Feen und Kobolde hassten sich. Es war ein uralter Hass, der beide Völker miteinander verband. Niemand kann heute sagen, was der Auslöser war. Wahrscheinlich wurden die Feen aus den Wäldern vertrieben, vielleicht war es auch andersherum.
Loressio drehte sich um. „Flieg weiter in das Rosental. Ich werde sie aufhalten.“
Liliebe blickte hinter sich. „Nein!“
Drei Kobolde bedrohten ihn. Einer von ihnen rammte einen abgebrochenen Zweig auf seine Schulter, was ihm Sterne vor den Augen tanzen ließ. Liliebe wollte ihrem Bruder zur Hilfe eilen.
„Verschwinde, Schwester!“
Liliebe stiegen Tränen in die Augen, während ihr kleiner Bruder zu Tode geschlagen wurde. Sie konnte nicht davon fliegen. Sie war nicht einmal in der Lage überhaupt etwas zu tun.
In ihrer Verzweiflung sprach sie leise Worte. „Wenn es irgendjemanden geben sollte... irgendjemanden, der mich hören kann: Ich beschwöre Dich, lasse meinen Bruder am Leben...“
Eine sanfte sehr ruhige Stimme erklang in ihrem Kopf. „Ich kann Dir diesen Gefallen tun, doch dafür wirst Du Dein Leben lassen müssen.“
Ihr kleiner zerbrechlicher Körper bebte. „Ich bin bereit.“
Ein Vogel flog auf die Lichtung und schnappte nach den Kobolden. Sie wurden mit einem Happen gefressen.
Ihr Bruder erhob sich langsam auf dem Boden und blickte hoch zu seiner Schwester. Er weitete seine Augen und flog auf sie zu.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Bruder. Mein Schicksal ist be...“
Doch sie kam nicht weiter. Ihr Bruder rammte sie auf den Boden. Unwirsch flog sie auf diesen und verlor beinahe das Bewusstsein. Überall wurde es schwarz und tanzten Sterne, doch sie konnte ihren Bruder erkennen, der lächelte.
Und dann von demselben Vogel verschlungen wurde.
Sie lebte noch, doch ihr Bruder ließ sein Leben... für sie. Der Vogel flog davon.
Und kam nie wieder.


Dango weinte in ihr Kissen an jenem Abend. Sie war zu Tränen gerührt, als Red mit der Geschichte endete.
Er konnte es nicht verstehen, wieso sie so gerührt war. Es war doch nur eine Geschichte. Oder nicht?
Red schmunzelte und blickte zu Marisa. „Sag, kennst Du die Geschichte „Die kurze Feenstrecke zum Glück“?“

*

Der Kreuzjäger hielt inne. Er erkannte, wie Miranda zu Tränen gerührt war. „Was hast Du denn?“
Sie wischte sich eine Träne beiseite. „Das war eine schöne Geschichte...“
Der Kreuzjäger seufzte resignierend. „Es ist doch nur eine Geschichte.“
Sie lächelte. „Ich wünschte, mein Freund wäre so gewesen wie Loressio.“
Aber so zu handeln ist doch selbstverständlich, oder nicht? Er hatte sein ganzes Leben nicht anders gehandelt. Lieber starb er, anstatt jemand anderes sterben zu sehen. Da fiel ihm ein...
„Ich bin noch nicht fertig.“ Er fasste sich an sein Herz.
Sie erwachte aus ihrer Starre. „Entschuldige.“

*

Marisa rümpfte sich die Nase. Auch sie musste anfangen zu weinen, als sie die Geschichte hörte.
Red konnte es nicht fassen, wieso diese Geschichte jedes Mädchen so mitriss. Er versuchte auch gar nicht erst sie zu begreifen. Für ihn stand fest, dass der Feen Junge richtig gehandelt hatte und dass jeder normale Junge ebenso zu handeln hatte. Viel mehr hätte er Marisa verstanden, wenn sie geweint hätte, wenn er sie hätte sterben lassen. Man sollte weinen, wenn man etwas schlimm findet, nicht wenn etwas normal war. Oder war dieses Handeln nicht normal?
Er seufzte. „Feen sind sehr anhängliche Wesen.“
„Ja, das sind sie... aus diesem Grund möchte ich eine solche als Freund haben, verstehst Du?“
„Warum eine Fee? Wenn Du einen anhänglichen Freund haben willst, warum hast Du seinerzeit nicht einen Hund gekauft?“
Sie seufzte. „Du verstehst es nicht...“
Was gab es da denn schon groß zu verstehen? „Das ist absolut sinnlos.“
Sie stand auf. „Ist es gar nicht!“
Er hob seine Hand. Da war etwas gewesen.
Er hörte sich um und Marisa tat es ihm nach. Sie hob ihren Bogen. „Wahrscheinlich zwei...“
Red hob seinen Finger an den Mund. Er wusste selbst, wo sich wer befand. Der dickere von beiden stand drei Meter rechts von ihnen hinter einem Baum. Ein hagerer hockte in einem Busch und hielt wahrscheinlich einen Bogen in der Hand.
Er atmete einen Moment durch und erhob sich ebenfalls. „Drei Sekunden.“
Es wurde still. Marisa blickte ihn verwirrt an. „Was?“
„Drei Sekunden, mehr brauche ich nicht.“
Marisa blinzelte und schüttelte dann ungläubig den Kopf, als an diesem bereits ein Pfeil entlang schoss. Doch da war nicht nur ein Pfeil, sondern auch ein Dolch, der um seine Achse rotierte und auf sonderbare Weise den Pfeil, der auf ihren Nacken gerichtet war, aus der Bahn gleiten ließ. Eins...
Red hatte im selben Moment, als er den Dolch geworfen hatte sich zur Seite geworfen. Mit zwei gezielten Hieben zerschlitzte er das Gesicht des Mannes. Er sank leblos zu Boden. Zwei...
Er rollte sich aus dem Schwung des Sprunges zur Seite und warf aus der Drehung heraus den zweiten Dolch auf den anderen Mann im Gebüsch, welcher einmal kurz gluckste und dann aus diesem fiel. Drei...
Für ihm waren diese drei Sekunden beinahe drei Minuten gewesen, so langsam verstrichen sie für ihn, doch für Marisa waren es weniger als drei Augenblicke.
Red erhob sich und ging auf seine Dolche zu. Er hatte in diesem Moment mit vielem gerechnet, doch nicht mit dem, was nun folgte.
„Was fällt Dir eigentlich ein, einfach so einen Dolch auf mich zu werfen? Was, wenn ich mich bewegt hätte? Ich wäre jetzt Tod!“
Red wischte das Blut an dem Mann ab, der aus dem Gebüsch gefallen war. Kopfschüttelnd verstaute er diesen und den anderen Dolch in seinem Gürtel. Dabei hatte sie gerade eben noch über das aufopfernde Verhalten von Loressio geweint. Jetzt verabscheute sie seines.
Er konnte die Frauen einfach nicht verstehen...

Sie erreichten einen hohen Grad und konnten erkennen, wie dieser in eine Höhle führte, in der anscheinend Licht brannte.
Marisa schob sich zurück in ihr Versteck und atmete durch. „Da sind sie...“
„Die Helmbanditen?“
Sie nickte.
Es war soweit. Die Zeit der Rache war gekommen.
Plötzlich zwitscherte Vi und Red blickte instinktiv auf seinen linken Arm. Im selben Moment schoss der Arm von Marisa zurück. Eingeschüchtert blickte sie ihm in die Augen und wandte dann den Blick ab. „Ich wollte nur...“
Vi protestierte lauthals und flatterte von Dannen. Ob sie eifersüchtig war? Der Vogel eifersüchtig auf einen Menschen? Was für ein sonderbares Federvieh...
Sie ballte ihre Faust um ihren Bogen. „Es wird Zeit...“
Red nickte. Als sie losliefen, bemerkten die ersten Wachen, was sich auf sie zu bewegte. Der Kampf konnte beginnen.


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2010, 23:31 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Marisa schoss kurzerhand eine der Wachen nieder. Zwei Pfeile trafen ihn in seinem linken Bein, welcher ihn erst stürzen ließ, und in der Brust. Röchelnd fiel er zu Boden.
Red indessen erreichte den ersten Banditen und ließ seine Dolche auf sein Schwert zu schnellen. Die Klinge glitt zur Seite und rammte in den Boden. Red trat die Klinge mit Gewalt in den Boden und rammte seinen Ellbogen in das Gesicht des Banditen.
Dieser ließ seine Waffe los und torkelte zurück. Er fasste auf seine Nase, woraufhin Red seine Klingen von unten nach oben in seine Brust fahren ließ. Sie schlitzten das Fleisch auf.
Der Mann wusste nicht, wohin er sich fassen musste, fiel röchelnd zu Boden und verblutete auf diesem.
Marisa rannte auf Red zu und schoss dabei auf den dritten Banditen. Einer der Pfeile verfehlte ihn. Red allerdings war schon zur Stelle, um seine Dolche auf seine Brust fahren zu lassen. Auch dieser ging röchelnd zu Boden.
Marisa rannte hinter Red her in den Eingang der Höhle. „Warum tötest Du sie auf diese Weise?“
Red blickte zurück. „Auf welche Weise?“
Von links fuhr eine Klinge auf ihn nieder. Es war eine doppelschneidige Axt. Mit den Dolchen konnte er die Attacke nicht abfangen und er war zu schnell, als dass er anhalten konnte.
Er warf sich zur Seite und rollte sich auf den Boden. Als er wieder aufstand, fiel der Bandit leblos zu Boden. Ein Pfeil ragte aus seinem Rücken. Marisa nahm ihren Bogen wieder herunter. „Wie konntest Du wissen, dass Du auf diese Weise überleben würdest? Ich wäre an Deiner Stelle in den Tod gelaufen.“
Red sah sich kurz um und rannte dann einen Gang weiter. „Da entlang.“
Es waren Fragen, mit denen er sich bislang nicht auseinander gesetzt hatte und mit denen er sich, wenn er darüber nachdachte, auch nicht auseinander setzen wollte.
„Sieh mal einer an.“
Red und Marisa hielten an. Was war das für eine Stimme? Sie blickten sich in der Höhle um. Es standen überall verteilt Tische und Stühle. Es gab auch Einkerbungen in den Wänden und vereinzelte Höhlen, die mit Gittern geschlossen waren. Doch Banditen gab es hier keine.
Red schloss seine Augen und atmete tief durch. Dort waren Banditen, verdammt viele Banditen. Auf einer der oberen Etagen hockten fünf von ihnen hinter Kästen, einer stand in einer Nische in der Wand. Darüber waren nochmal drei von ihnen. Sie lagen auf dem Boden. Und im Erdgeschoss waren nochmal drei von ihnen. Einer allerdings stach von allen aus der Masse heraus.
Er wog, so wie er auf dem Boden schwankte, mehr als das doppelte der anderen Banditen. Da der Boden auf der linken Seite stärker beansprucht wurde, als auf der linken, wusste er, dass er eine gewaltige Axt tragen musste.
Red öffnete die Augen wieder und wusste nicht, worüber er mehr staunen musste. Die hohe Anzahl der Banditen, die ihn eingekreist hatten und bereit waren für einen Hinterhalt oder dass Red schon im voraus wusste, wer wo stand und was sie vorhatten.
Er verschwendete daran allerdings keine weiteren Gedanken. Er deutete mit dem Finger nach oben, woraufhin Marisa ihren Bogen spannte. Red indessen zog seine beiden Schwerter und bereitete sich auf den Kampf vor.
Der schwerste von ihnen musste der Anführer sein, denn er erhob wieder das Wort. „Glaubt ihr wirklich, ihr hättet eine Chance gegen die größten Banditen der Helmgebirge? Die Jaguras?“
Hinter Red lachte Marisa. „Die Jaguras? Nie von euch gehört.“
Aus seinem Versteck trat der größte Bandit, dem selbst Red stutzig machen ließ, ob er ihn wirklich mit seinen kleinen Dolchen besiegen könnte. „Ich bin Jagura...“
Marisa schluckte. Das war ein Hüne von einem Mann! Er war wahrscheinlich größer als zwei Meter und mindestens genauso breit mit Muskeln gebaut. Tiefe Narben liefen ihm über die Brust. Eine Narbe zierte sogar seine Kehle, als hätte man schon einmal versucht, ihm das Leben zu nehmen.
Er lächelte. „Waffen auf den Boden, sofort.“
Die anderen Banditen traten aus ihrem Versteck heraus. Von oben zielten gesicherte Armbrüste und gestraffte Bogensehnen auf die beiden. Unten hielten zwei Banditen je ein Schwert in ihrer Hand. Red mutmaßte, dass der größere von beiden relativ einfach zu besiegen sein musste, da die Schwertseite schwerer auf dem Boden stand. Der andere allerdings machte ihm mehr sorgen. Sein Stand war außerordentlich, wenn nicht gerade perfekt abgewogen. Sein langer grauer Mantel hatte an den Seiten tiefe Schnitte, woraus mit Leder beschlagene Beine herausragten.
Sein Blick bohrte sich tief in Reds Seele und schien diese bis in die hinterste Ecke auszumustern. Er ließ seine Waffe auf den Boden fallen und striff sie langsam schleifend hinter sich her, als er auf Red zutrat. Der andere Schwertkämpfer taumelte mehr, als dass er ging.
Er fühlte die Anspannung die von Marisa ausging. „Was sollen wir tun?“
So wie Red die Situation einschätzte, konnte er den Schüssen der Fernkämpfer ausweichen. Einige der Waffen zitterten leicht in ihren Händen, andere taumelten hin und her. Wenn er sich geschickt genug anstellte, würde er an den Schüssen vorbeitanzen.
Er deutete auf Marisa. „Zieh Dich hinter einem der Kästen zurück. Ziele auf die Fernkämpfer. Um den Rest kümmere ich mich.“
Sie blickte skeptisch zu ihm. „Aber...“
„Los jetzt!“
Keinen Moment zu früh trat sie zurück. Der Anführer der Banditen machte ein Signal und die gefiederten Tode rasten auf sie herab.
Reds Atem überschlug alle Kampfgeräusche, während er sich umdrehte. Seine Schritte flossen über den Boden. Langsam trat er zur linken Seite, stemmte sich mit seiner Hand auf dem Boden ab, rollte sich ein Stück weiter nach vorne und rammte seine beiden Dolche auf den schlechteren der beiden Schwertkämpfer. Bolzen und Pfeile schossen um ihn herum auf den Boden.
Der Schwertkämpfer hob entsetzt seine Waffe, die er im selben Moment wieder verlor. Red wischte sie beiseite und rammte daraufhin seine Dolche beiläufig über seine Brust, während er sich zur Seite drehte, um den Geschossen auszuweichen.
Einer der Schützen landete leblos auf dem Boden. Eines der Pfeile von Marisa hatte ihn in der Brust erwischt.
Über ihm baute sich der Anführer auf. Seine Axt hoch erhoben. Red wusste, wohin der Schlag ging also wich er zielsicher zur Seite aus...
Ein tiefer Schmerz durchzog seinen linken Arm. Er presste sich die Wunde und landete unwirsch auf dem Boden. Hinter ihm hörte er Marisa seinen Namen rufen.
Er blickte auf die Wunde und sah über sich den anderen Schwertkämpfer. Von seiner Klinge troff Reds Blut.
Er hatte nicht mit ihm gerechnet! Er rollte sich ein Stück zur Seite. Der Schwertkämpfer blickte ihm nur hinterher. Warum sagte er nichts? Warum agierte er nicht?
Red erhob sich wieder und hielt seine beiden Dolche angriffsbereit vor sich. Der Schwertkämpfer schien gelangweilt zu sein.
Jagura indessen hatte noch nicht ganz mitbekommen, was passiert war. Er erkannte Marisa, die hinter dem Kasten stand und einen weiteren Banditen aufspießte. Er deutete auf Red. „Kümmer Dich um den da.“
Der Schwertkämpfer allerdings rührte sich kein Stück. Schon rannte der Anführer auf Marisa los, die Axt hoch erhoben. Red ließ keine Sekunde verstreichen. Er duckte sich leicht und machte einen geringen Bogen um den sonderbaren Kämpfer.
Er fixierte Red wie ein Raubtier sein Opfer. Ob er etwas plante? Den beiden trennte mittlerweile keine zwei Meter mehr voneinander.
Red täuschte einen Angriff von rechts an, um an dem Schwertkämpfer links vorbei zu schlüpfen. Gerade wollte er an ihm vorbeirennen, um Marisa zur Hilfe zu eilen, doch er spürte einen starken Schmerz in seinem Rücken.
Der Mann fiel nicht auf seine Finte herein, im Gegenteil er wusste, was geschehen würde und hatte seine Klinge in seinen Rücken gerammt. Blut schoss aus seinem Rücken heraus.
Red taumelte vorwärts und fiel zu Boden.
Was auch immer in Reds inneren vorging, es übernahm die Kontrolle seines Körpers. Er drehte seine Beine, um mit Schwung wieder einen festen Stand zu bekommen.
Der Schwertkämpfer hielt in seiner Bewegung inne und kniff die Augen zusammen. Zielsicher schossen die Dolche von Red auf seine Brust zu. Der Schwertkämpfer hob abwehrend sein Schwert, von dessen Klinge Funken sprühten.
Sein Gegner rührte keine Mine, er sagte kein Wort. Red sprang ein Stück zurück und machte sich wieder zum Angriff bereit. Ob sein Gegner das gleiche vorhatte, konnte Red nicht erkennen. Er rührte sich kein Stück.
Marisa schrie hinter ihm. „Nein! Lass mich los!“
Red brauchte nicht zurückzublicken, um zu erkennen, dass Marisa in der Gewalt von Jagura war. „Das Spiel ist aus. Leg die Waffen weg oder ich töte euch beide.“
Der Schwertkämpfer vor ihm senkte seine Waffe. „Tu, was er sagt.“
Diese Worte waren ruhig gesprochen worden, doch sie donnerten in seine Seele wie Hammerschläge auf einen Amboss. Nie im Leben hatte er sich einem Gegner so unterlegen gefühlt.
Red wusste, dass, wenn er seine Waffen nun niederlegte, er den Kampf verloren hatte. Er wollte nicht verlieren, er konnte einfach nicht verlieren.
Er straffte seine Faust. „Eher sterbe ich.“
Sein Gegenüber hob erstaunt eine Augenbraue. „Wie lautet Dein Name?“
Ein Lächeln zierte Reds Gesicht. Der Schwertkämpfer bemerkte, wie Red ihm nicht seinen Namen nennen wollte. Er schloss die Augen.
„Ihr habt viele meiner Männer auf dem Gewissen“, sagte der Anführer, was Red zu ihm blicken ließ. Entsetzt musste er feststellen, wie Marisa hilflos einen Arm in seine Richtung erhoben hatte und versuchte den Griff um ihre Kehle zu lockern, der ihr die Luft raubte.
In einem plötzlichen Impuls drehte sich Red um. „Lass sie los!“
Er hob sein Augenbraue. „Unter einer Bedingung: Ihr arbeitet fortan für mich.“
Red straffte seine Fäuste. „Niemals!“
Der Anführer lächelte und nickte einem der Armbrustschützen zu. Reds Atem ging wieder langsam. Er fühlte, wie ein Bolzen durch die Luft schoss, doch nicht auf ihn, sondern auf Marisa. Die Dolche würden die gewaltige Wucht des Schusses nicht aufhalten können, also stemmte er sich in seine Seite und sprang in seine Bahn.
Sein Atem war nach wie vor ruhig, doch dieses mal klang er über das Lachen des Anführers und den Schreien von Marisa. Der gefiederte Tod ragte aus seiner Brust. In Marisas Augen erkannte Red Tränen...
Man sollte weinen, wenn etwas schlimm war... Innerlich zerriss es Red das Herz, sie weinen zu sehen und dennoch fühlte er, dass er das richtige getan hatte. Sein Blickfeld wurde trübe, dunkel und verschwand.


[EDIT]


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Zuletzt geändert von Redgomor am Do 3. Jun 2010, 15:56, insgesamt 1-mal geändert.

Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Di 1. Jun 2010, 22:37 
Benutzeravatar
Reiter
Reiter

Registriert: Mo 24. Mai 2010, 13:10
Beiträge: 460
Wohnort: Hier
Ou... Ich habe noch gar nichts zu deiner Zeichnung gesagt, sorry. =( Also ich finde sie gut. Klar gibt es Leute, die besser zeichnen können, aber das ist eh teilweise Übungssache und ich kann überhaupt nicht zeichnen. XD Aber ich finde das toll, so etwas wollte ich auch schon immer mal machen, also von den Charas, die in meinen Storys vorkommen, Zeichnungen zu machen. :) Behalte das ruhig bei. :)

Das mit Lyn habe ich auch gedacht, als die Banditen vorkammen. Aber ist ja nicht schlimm, ich brauche das manchmal auch am Anfang. :) XD

Okay, zu deiner Story...
Also grundsätzlich finde ich dieses Kapitel nicht schlechter als das vorherige. Mir gefällt die Geschichte mit den Feen und dessen Verbindung zum Schluss. Allerdings ist es etwas seltsam, in einer Rückblende nocheinmal eine Rückblende zu haben. Hier war es nicht tragisch, weil es ja nicht wirklich kompliziert wurde, aber unter Umständen kann das den Leser ganz schön verwirren. :)
Also den Opfertod selber finde ich nicht unbedingt übertrieben. Was mich etwas stört ist die Begründung ("Liebe"). Ich meine es gab nicht wirklich grosse Anzeichen oder Warnungen oder Gedankengänge von Red vorher, welche in diese Richtung gehen (wenn man mal davon absieht, dass aus ihm selber nicht so genau bekannten Gründen begleitet). Also es müssen schon nicht Hinweise auf Liebe sein, sondern schon Hinweise auf "Interesse" würden genügen. Ich meine damit nicht, dass er sich gross Gedanken über sie und ihre Vergangenheit oder was auch immer macht, sondern eher ganz banale Dinge. Er könnte sie etwas anstarren und sich nicht bewusst sein, dass er es macht oder so etwas in dieser Art. Einfach Dinge, die den Leser zum interpretieren oder späteren realisieren einladen, wenn er sie vorher überhaupt nicht bemerkt hatte (plötzlich beim Tod bemerkt man die Zeichen und die Schuppen fallen einem vom Auge). Dann würde es glaubhafter klingen mit dem Tod. Und ansonsten finde ich es "normal" das der Hauptchara stirbt (sofern er wirklich "komplett" tot sein sollte) während der Geschichte und später dann doch weiterexistiert. Das habe ich auch mal gemacht in einer Story. ^^
Jedenfalls bin ich gespannt, wie es weiter geht und hoffe, dass du die Story bald weiterführen kannst. Wenn du ja magst, kannst du eine andere in der Zwischenzeit posten, dann könnte ich dir dort auch Feedback geben. ;-)


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Do 3. Jun 2010, 16:07 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Kapitel 5
Part 1/2

Das Schicksal

Red öffnete seine Augen und fand sich inmitten einer leeren Zelle wieder. Er fasste sich auf die Brust, die man notdürftig verarztet hatte. Der Schuss war zu seinem Glück nicht tödlich gewesen, doch eines musste Red sich eingestehen.
Er hatte verloren. Er hasste es, zu verlieren!
Wie konnte so etwas nur geschehen? Angestrengt blickte er sich in der Zelle um. Hier war nichts, außer einem Loch im Boden und einem Haufen Stroh. Er brauchte nicht lange überlegen, um herauszufinden, wofür das geeignet war.
Vorsichtig kroch er auf die Gitter zu. In der Hoffnung, etwas zu erkennen, blickte er den Gang entlang. Doch dort war nichts außer mit Fackeln ausgeleuchtete Gänge und Gittertüren.
In der Zelle gegenüber von ihm konnte er in den Schatten jemanden erkennen. „Hey!“
Die Person regte sich nicht. Red blickte sich um und erkannte ein paar Kiesel. Entschlossen nahm er einen von ihnen und warf ihn in die Zelle gegenüber. Nichts geschah.
Unbeirrt warf er noch ein halbes Dutzend weiterer Steine, dann regte sich die Person in der anderen Zelle. „Hey, hey!“
Die Person schüttelte den Kopf und blickte dann zu Red. Er konnte nicht erkennen, wer sie war. Erst als die Person näher an die Gitter trat, konnte er die mitgenommenen Umrisse eines jungen Mannes erkennen, der seine blonden Haare zu einem Zopf zurück geflochten hatte.
Er blinzelte ein paar mal, dann lächelte er. „Du bist der erste, den ich seit Wochen zu Gesicht bekomme.“
Red lehnte sich an die Wand und untersuchte seine Wunde. Sie war zum Glück nicht tief und würde in kurzer Zeit wieder verheilen, wenn er sie schonen würde.
Red blickte zu seinem Gegenüber. „Was passiert jetzt?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht...“
Eine zeitlang schwiegen sich die beiden einfach nur an. Dann brach sein Gegenüber das Schweigen. „Wie lautet Dein Name?“
Red fasste sich an die Stirn und stellte fest, dass er noch seine Maske trug. Man hatte sie ihm also nicht abgenommen... Das beruhigte ihn.
„Ich... Ich habe keinen Namen.“
„So, Du traust mir also nicht, wie?“, fuhr der junge Mann fort. „Mein Name ist Sylumander Everwood. Man nennt mich auch Sylux.“
Die Familie der Everwoods war Red nicht ungeläufig. In einem Fürstentum im Westen Helias gab es eine kleine Händlersippe, die mit seidenen Waren aus anderen Ländern handelten. Sie waren weitgehend bekannt im Reiche unter dem Namen Huchwärer.
Einst heiratete eine der Töchter einen jungen Mann aus der Familie der Everwoods. Für gewöhnlich merkte sich Red nicht solche unwichtigen Kleinigkeiten, doch jener Vorfall sorgte für eine Menge Aufruhr im Reich. Die Tochter war eine wichtige Nachfahrin der Händlersippe und ausgerechnet sie brannte mich dem jungen Everwood durch. Man fand sie bis zum heutigen Tage nicht wieder.
Red musterte den jungen Mann. „Gut... wie kommen wir hier wieder heraus, Sylumander?“
„Sylux“, verbesserte er Red, „Und raus werden wir hier wahrscheinlich nicht kommen...“
„Wahrscheinlich?“, hakte Red nach.
Sylux hob eine Augenbraue. „Sag mir, wie Du hier hereingeraten bist, wenn Du mir schon nicht Deinen Namen nennen willst.“
Red schloss die Augen. „Wir wollten das Nest ausheben, was sonst?“
„Wir?“
Erschrocken riss er die Augen wieder auf. Marisa? Wo war sie? Seine Stimme überschlagend rief er in den Gang. „Marisa!“
Sylux Gesichtszüge verfinsterten sich. „Eine Frau...?“
Red sah nun zu ihm. „Was meinst Du damit?“
„Sie sind Banditen...“, sprach Sylux, während er unverwandt zu Red blickte. „Was denkst Du, werden sie wohl mit einer gefangenen Frau machen?“
Das durfte nicht wahr sein! Red ergriff die Gitterstäbe und zerrte an ihnen. „Raus will ich hier! Verdammt, Marisa!“
Sylux schob seinen Arm zu ihm hinüber, doch der Abstand war zu groß. „Um Gottes Willen! Deine Wunde!“
Red wurde schwindelig, als er nach seiner Brust tastete und feststellen musste, dass eben jene wieder aufgerissen wurde. „Marisa...“
Er hob seine Hand an die Gitter und verlor langsam das Bewusstsein. „Marisa...“

*

Der Kreuzjäger hatte nun schon seit längerem beobachtet, wie Miranda angespannter wirkte. „Stimmt etwas nicht?“
Sie blinzelte. „Wie geht es weiter?“
Einen Moment forschte der Kreuzjäger in ihrem Gesicht, dann hellten sich seine Züge auf. „Du interessierst Dich ja langsam für die Geschichte.“
Auf die Tatsache, dass der Kreuzjäger sie wieder gedutzt hatte und auf seine Anspielung, sprang sie allerdings nicht an. „Bilde Dir ja nichts ein!“
Sie sammelte wieder ihre Gedanken. „Ich bin nur hier, um Deine Geschichte anzuhören.“
Der Kreuzjäger fragte sich immer noch, warum sie das tat. Er hatte schon seit Stunden damit gerechnet, dass die Königin einen Diener herab sandte, um alle Informationen, die sie benötigte, aus ihm zu foltern.
Der Kreuzjäger schmunzelte. „Ach, Miranda... Ihr seid wie ich, als ich damals mein Leben durchlebte. Ich hatte von gar nichts auch nur den geringsten Hauch einer Ahnung.“
Miranda sprang auf. „Was soll das denn heißen?“
Beschwichtigend hob er die Hände. „Versteht mich nicht falsch, aber ich werde euch keine Lücken mit Wissen füllen. Auch die nächste Person werde ich euch verwehren.“
Miranda hob eine Augenbraue. „Und wer soll sie sein? Etwa ein Drachenreiter, vielleicht ein Arkanomant, ich bin auf alles vorbereitet.“
Der Kreuzjäger schmunzelte. „Ich traf auf ihn in jener Nacht das zweite mal, doch das erfuhr ich erst, als ich ihn das dritte mal traf“, er holte Luft. „Man nannte ihn den Unendlichen.“

*

Bild

*
„Der Unendliche!?“, platzte es aus Miranda heraus. „Ihr habt den Unendlichen getroffen!?“
Wenn es etwas gab, was noch unwahrscheinlicher war, als den Kreuzjäger zu fangen, dann war es auf den Unendlichen zu treffen. Nur die Wenigsten wussten von ihm zu berichten. Niemand wusste woher er genau kam.
Miranda deutete mit ihrem Finger auf den Kreuzjäger. „Wo steckt er, wo ist er jetzt? Sag es!“
Angesprochener konnte nur den Kopf schütteln. „Wenn ich Dir sagen würde, wann ich ihn traf, würdest Du mich auf die Folterbank werfen wollen.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Verdammt nochmal! Was ist mit dem Vogel, wer ist Maddy, wo ist der Unendliche! Sofort! Sag alles, sofort!“
„Der Vogel ist Violett, Maddy ist mein Bruder und der Unendliche ist vor meiner Zelle. In diesem Moment sind sie nicht mehr und nicht weniger.“
Einen Moment starrten sie sich an. „Je eher Du Dich wieder hinsetzt, desto eher wirst Du herausfinden, was es mit ihnen auf sich hatte.“

*

„Wer bist Du?“
Red kniff die Augen zusammen und erkannte, als er sie wieder öffnete die Decke seiner Zelle.
„Hey, er starrt Dich an!“, hörte er Sylux Stimme.
Red blinzelte sich wach und rappelte sich auf. Er erschrak, vor seiner Zelle stand ein Mann in grauen weiten Gewändern und einem langen Schwert an seiner Hüfte. Seine leicht bläulichen Haare fielen ihm im Seitenscheitel über das Gesicht. Doch so sehr er sich anstrengte, er konnte jenes Gesicht nicht erkennen.
Red hustete. Der Mann sah nicht so aus, als würde er ihm nur einen guten Morgen wünschen wollen. Er hatte etwas vor und Red war sich nur zu sicher, dass es etwas mit seinem Leben zu tun hatte.
„Wenn Du denkst, Du kannst mich kampflos erledigen“, setzte Red an, während er seine linke Hand zur Faust ballte, „dann irrst Du Dich gewaltig.“
Mit sorgsamer Ruhe entgegnete sein Gegenüber. „Man nennt mich den Unendlichen, Kreuzjäger.“
Red blinzelte. Was hatte er dort gerade gesagt?
„Dein Gang verschwendet keinen Schritt, Deiner Handlung Taten fließen keiner Worte. Dein Blick mit dem Wind ist der mit der Zeit, so wie es meiner ist. Dies tue ich nicht, weil ich etwas für Dich empfinde.“ Er duckte sich an das Schloss und öffnete es.
Red hob seine Hand. „Warte!“
Der Unendliche neigte den Kopf. „Sie suchten Ryan und Marisa, ihre Reise endet nicht hier, sie führt sie in Richtung Norden.“ Er trat einige Schritte von dem Gitter weg. „Wir wandern im Schatten der Winde. Folge ihnen auf der Reise zum Schicksal. Wähle und wähle weise. Deine Wahl schmiedet Dein Schicksal.“
Mit diesen Worten trat er mit solcher Wucht gegen die Zelle von Sylux, dass die Tür auf gesprengt wurde. Eine Staubwolke verbreitete sich in dem Gang. Als sie wieder verschwand, war der Unendliche verschwunden.


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Zuletzt geändert von Redgomor am Do 3. Jun 2010, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.

Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Do 3. Jun 2010, 19:59 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Part 2/2

„Warum trägst Du diese Maske?“, fragte ihn Slyux.
„Damit Leute wie Du nicht herausfinden, wer ich bin.“, erwiderte Red darauf.
Sie gingen den Gang hinunter an einigen leeren Zellen vorbei. „Wir müssen Marisa retten!“
Sylux blickte zur Seite und blieb dann stehen. Red sah ihn wütend an. „Was ist?“
Sylux deutete in eine der Zellen. „Aber nicht alleine.“
Red erkannte einen jungen Mann mit braunen Haaren, der anscheinend schlief. Er hatte seine Hände ineinander gelegt und saß im Schneidersitz an die Wand gelehnt.
„Aufwachen!“, rief Red in die Zelle hinein.
Der Junge erschrak und kippte zur Seite um. Lieber arbeitete Red alleine, als mit solchen Witzfiguren, doch waren die Banditen ihm zahlenmäßig und gesundheitlich weit überlegen. Jede Hilfe würde Reds und hoffentlich auch Marisas Leben verlängern.
Marisa... Wieso nur war sie ihm so wichtig? Er dachte an jenen Moment, als sie nach seiner Hand greifen wollte. Er vermisste diese Berührung, obwohl sie niemals stattgefunden hatte.
Der Junge riss ihn aus seinen Erinnerungen heraus. „Endlich! Holt mich hier heraus!“
Sylux ließ ab von Red und ging auf die Zelle zu. Red musste sich an den Gittern der leeren Zelle gegenüber abstützen, während Sylux mit dem Jungen sprach. „Wir holen Dich dort heraus.“
„Ohne Schlüssel wird das nichts...“, mutmaßte Red.
Wie auf Signal hörte er ein Flattern aus dem Gang. Er blinzelte und erkannte Vi!
Überglücklich hielt er ihr einen Finger hin. „Vi, wo warst Du nur? Geht es Dir gut?“
Vi landete auf seinem Finger und spuckte etwas aus ihrem Schnabel aus. Es handelte sich dabei um einen Schlüssel!
Red hielt Sylux den Schlüssel hin. „Einen Versuch ist es Wert.“
Er versuchte sein Glück und das Schloss öffnete sich. Zufrieden lächelte Sylux, während der Junge aus der Zelle sprang. „Frei! Endlich frei!“
Sylux nahm sich Red seiner wieder an und stützte ihn den Gang entlang. Dann fiel Red etwas auf. „Wir sind unbewaffnet, wie sollen wir gegen eine ganze Bande von Banditen ankommen?“
Der Junge straffte sich. „Ich denke, ich habe noch genug Kraft, um einen auszuschalten.“ Er sah zu Sylux und Red. „Mein Name ist Roku, ich bin der Sohn eines Geomanten.“
Sylux schmunzelte. „Ein Erdbändiger also?“
Red hustete. Als er seinen Mund abtastete, waren seine Finger rot gefärbt. Er wischte sein Blut beiseite. „Ich brauche meine Dolche. Wo sind sie?“
Sie erkannten eine Tür am Ende des Ganges. Er deutete auf sie. „Da müssen wir durch.“
Sie gingen langsamer. „Was ist, wenn dahinter Banditen sind?“, fragte Sylux.
Red sah zu Roku. „Dann haltet sie für einen Moment auf, ich werde ihre Waffen entwenden.“
Sylux schüttelte den Kopf. „Du? Wie willst Du das schaffen?“
Er zerrte an ihm. „Los jetzt! Je länger wir warten, desto schlimmere Dinge tun sie Marisa an.“
Sylux und Roku blickten sich einen Moment an, dann stemmte Sylux Red gegen eines der Gitter. „Tut mir Leid, aber in Deiner Verfassung wäre es das beste, wenn Du hier wartest.“
Red biss die Zähne zusammen, während die anderen beiden auf die Tür zu gingen. Was sollte er nur machen? Marisa war in größter Gefahr und er war unfähig zu handeln.
Vi zwitscherte traurig auf seiner Schulter. Red lächelte ihr zu. „Keine Sorge, mir geht es gut.“
Sie allerdings war nicht sehr begeistert. Sie flatterte von seiner Schulter und einige Male den Gang rauf und runter.
Du bist stärker als sie...
„Was? Wer spricht da?“, erschrak Red.
Sekunde... er kannte diese Stimme. Sie meldete sich in der Mine zu Worte, als er vom Ork bedroht wurde. Etwas leiser fügte er hinzu. „Wie soll ich mit diesen Wunden kämpfen?“
Die Stimme erwiderte nichts darauf, doch Red hatte sie längst verdrängt. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich gerade hin. Sein Verband tränkte sich mit frischen Blut.
Sylux und Roku hatten die Tür geöffnet. Drei Banditen nahmen sich ihrer an. Wie Roku es zuvor ihnen mitteilte, war er in diesem Falle in der Lage gewesen einen von ihnen auszuschalten. Er lag bewusstlos neben den drei Banditen. Ihnen allerdings konnten die zwei nichts entgegensetzen.
Red ballte seine Fäuste und schritt den Gang herunter.
Die Banditen erkannten sein Vorhaben. „Seht ihn euch an.“
Sie verfielen in Gelächter. Red allerdings war nicht von seinem Kurs abzubringen. Er hielt auf den vordersten zu. Er hatte anscheinend eine Verletzung an seinem linken Bein, denn er stützte sich auf seinem rechten ab. Wenn er ihn von links flankieren würde, dann wäre er...
Er kam ins Schwanken. Was war das? Sein Blick fiel auf seine Brust und daraufhin hinter ihm. Blut... überall verteilte sich sein Blut. Er biss sich auf seine Zähne. „Wir wandern im Schatten der Winde...“
„Was hat er gesagt?“, fragte einer der Banditen.
Sein Nebenmann zuckte die Schulter, während sein Kopf von diesen flog.
Der letzte Bandit schüttelte amüsiert den Kopf. „Gib auf, Du bist am verbluten.“
Eine kurzes Schweigen verbreitete sich in dem Raum und auf dem Flur. Langsam sahen die beiden Banditen zu ihrem dritten Mann. Der anscheinend immernoch ein wenig ratlos ohne Kopf neben ihnen stand.
Dann neigte er sich nach vorne und fiel wie ein gefällter Baum auf den Boden. Red stand hinter den Banditen. Er hob die Klinge, die er von dem Banditen genommen hatte, der von Roku ausgeschaltet wurde.
Die Banditen hoben ihre Waffen und rannten schreiend auf ihn zu. Red drehte sich um und rammte die glatte Klinge auf die Brust des ersten, der hustend zu Boden fiel. Mit seinem zweiten Streich rammte er die Klinge in den Magen des zweiten und nagelte ihn an die Mauer des Raumes fest. Er schrie aus vollem Halse.
Red befand sich in einer Art Transe. Seine Welt verschwamm in eine seltsame Abfolge von roten und grauen Lichtern. Zwei rosane Strahlen färbten aus seinem linken Blickwinkel heran. Er sah zu der Stelle und erkannte Vi, die protestierend auf seinen Gewändern saß.
Ohne lange zu überlegen legte er sie an und fand bereits seine Dolche. Ohne eine Miene zu verzieren warf er das Schwert des Banditen beiseite und wog seine Dolche in der Hand. Er würde sie nie wieder verlieren...
Er sah auf und rammte seine Dolche hinter sich. Der Bandit, der versuchte ihm das Leben zu nehmen, fiel nun selber Tod zu Boden. Red blickte gleichgültig auf ihn herab und sah dann zu dem Banditen der an der Wand hing.
Er hatte hierfür keine Zeit... er musste... zu Marisa.
Er fiel auf die Knie und fasste in seine eigene Blutlache. Ein wenig verwirrt musterte er sie, als er dann verstand, dass es seine war.
„Hilfe!“
Seine Augen weiteten sich. Das war Marisa!
Sofort erhob er sich wieder und rannte aus den Raum heraus. Schon eine Tür weiter erkannte er einige Zellen, in denen verschiedene Männer und Frauen saßen. Vor einem dieser Zellen allerdings standen der Anführer der Banditen und ein hagerer Mann, dessen Gesicht unter eine Kapuze gezogen wurde.
Sie sahen zu ihm. Der Mann mit der Kapuze legte seine Hände hinter seinen Rücken. „Ich denke, es wäre besser zu verschwinden.“
Er verwandelte sich in eine Rauchwolke. Der Anführer allerdings blieb, wo er war. „Sowas, der Held ist ausgebrochen.“

Bild

Er griff nach seiner Axt. „Es wird Zeit die Sache zu beenden.
Red ballte seine Fäuste fester um die Dolche. Es wurde Zeit die Sache zu beenden.

Jaguras Axt wirbelte um seine Achse. Für Red kam es vor, als drehe sich ein Mühlenrad. Es war beinahe ermüdend seine wahrscheinlich stärkste Kampftaktik zu beobachten.
Gezielt rannte er auf die andere Seite. Er war bereits im Begriff ihm seine Dolche in die Brust zu rammen, da erblickte er das innere der Zelle.
Marisa war bis auf ihre Lenden entblößt an eine Wand gekettet, ihr leerer Blick streifte Reds. Er war nicht mehr in der Lage zu handeln. Der Anblick versetzte ihm einen tiefen Stich im Herzen.
Sie rief voller Verzweiflung seinen Namen, doch erstickte er in seinen Ohren. Das gewaltige Blatt der Axt Jaguras traf ihn mit voller Wucht in den Rücken. Red wurde gegen die Gitter der Zelle gedrückt. Sein Blut wurde aus der Lunge gepresst und rann an den Gittern herunter.
Jagura duckte sich und rammte mit seiner Schulter gegen das Blatt der Axt. Reds Körper wurde auf eine harte Probe gestellt. Er war nicht in der Lage sich aus dieser Falle zu befreien. Als Jagura den Prozess wiederholte, spürte er, wie ihm seine Knochen brachen.
Der Druck ließ wieder nach. Jagura lachte auf. „Einer noch, dann ist es vorbei.“
Red sah zu Marisa, die mit Schreck geweiteten Augen auf ihn blickte. Red warf ihr ein Lächeln zu, als er dann etwas vernahm, was ihn wieder in diese Welt zurückbrachte. Ein Zwitschern.
Jaguras Axt bewegte sich hin und her. „Verdammter Vogel.“ Man hörte ein Schnappen. „Mistvieh!“
Eine Klatschen war zu hören und Red sah Vi, wie sie bewusstlos in die Zelle flog. Red fühlte sich innerlich leer. Eine einladende Leere...
„Jetzt zu Dir!“
Seine Hände suchten die Gitterstäbe und fanden sie. Er klammerte sich an sie. Jagura rammte mit voller Kraft seinen Körper gegen die Axt.
Doch sie rührte sich nicht.
Verwirrt probierte er es noch einmal, doch die Axt rührte sich kein Stück. Erst da fiel ihm auf, dass Red gar nicht mehr hinter der Axt war.
Dieser indessen holte hinter ihm mit seinen Dolchen weit aus und rammte sie tief in den Rücken von Jagura. Er zerrte an den Dolchen und führte sie Stück für Stück von den Schultern sich überschneidend an seine Hüften.
Er schrie seine Qualen heraus und ließ seine Axt dabei fallen. Als er auf die Knie sank, drehte sich Red um seine Achse, um mit einem Tritt ihn auf den Rücken zu befördern. Der Tritt traf sein Kinn.
Jagura war standhafter, als es Red vorerst annahm. Statt dass er rückwärts umfiel, wurde nur sein Kinn in die Luft befördert. Sein gleichgültiger Blick striff die Wunde an Jaguras Kehle, die ihm anscheinend ein anderer Bandit zugefügt haben musste. Welch schlampige Arbeit, dachte sich Red. Er winkelte seine Arme an und erledigte mit seinen Dolchen das, was der Bandit vor ihm begonnen hatte.
Röchelnd fiel Jagura auf den Boden. Sein Blut mischte sich mit Reds.
Sylux und Roku rannten in den Raum hinein, der eine mit einem Bogen der andere mit einer Kochkelle bewaffnet. Sie erstarrten bei Reds Anblick.
Dieser allerdings drehte sich um. Vivi flatterte bereits wieder, doch sie sah sehr angeschlagen aus. Viel schlimmer allerdings sah Marisa aus, die einige blaue Flecken eingesteckt hatte und auch den ein oder anderen Kratzer am Körper trug.
Red röchelte und spuckte Blut, während er sprach. „Macht die Zelle auf...“
Sylux stolperte über Jagura hinweg und tat wie ihm geheißen. Red ging in die Zelle hinein und entfernte Marisa von ihren Fesseln. Sie fiel auf den Boden und legte ihre Hand auf Reds Brust.

Bild

Red floss das Blut aus der Brust, aus der Nase und aus dem Mund, es klebte ihm an seinen Gewändern und am Gesicht. Seine Dolche waren besudelt sowie seine Hände. Marisa griff nach ihm. „Red, Red! Hör auf!“
Red allerdings sagte im ruhigen Tone. „Du wolltest immer eine Fee.“
Marisa straffte sich.
Red hustete Blut auf Marisas Körper. Keine Kraft der Welt konnte ihn mehr auf den Beinen halten. Er fiel auf die Knie. Das letzte, was er wahrnahm, war, wie sein Kopf auf ihren Körper fiel.


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Zuletzt geändert von Redgomor am Do 3. Jun 2010, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.

Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Do 3. Jun 2010, 20:03 
Benutzeravatar
Sternenmeer
Sternenmeer

Registriert: So 30. Mai 2010, 15:24
Beiträge: 34
Heute geschrieben den Tag über. Eine Mordsarbeit...
Nun kommt noch eine Person ins Spiel: "Der Unendliche." Wovon redete er und wer ist er? Wie steht er im Verhältnis zu Red? Fragen über Fragen... vielleicht bietet das nächste Kapitel mehr auskunft. :P


"Wie hätte ich jemals wieder nach Hause zurückkehren können? Dein Vater wurde gefangengenommen und alle ehrbaren und aufrichtigen Krieger Pheraes starben in dem Versuch, ihn zu beschützen... alle, außer mir."
~ Harken


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Offline 
 Betreff des Beitrags: Re: Kreuzjäger
BeitragVerfasst: Do 3. Jun 2010, 20:36 
Benutzeravatar
Reiter
Reiter

Registriert: Mo 24. Mai 2010, 13:10
Beiträge: 460
Wohnort: Hier
Wow, dass es so schnell weitergeht hätte ich nicht gedacht. :)
Das Kapitel gefällt mir gut und auch "Der Unendliche". ^^ Werden Slyux und Roku auch weiterhin von der Partie sein? :) Na dann hoffe ich, dass mir das nächste Kapitel auch Auskunft darüber gibt. ;)
Aber einen kleinen Fehler habe ich noch gefunden. An einem Ort möchtest du "Trance" (Bewusstseinszustand) schreiben und schreibst stattdessen Transe (Transsexueller). Nicht ganz dasselbe ;)


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Suche nach:
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
New Topic Post Reply  [ 24 Beiträge ]  Gehe zu Seite
 Vorherige << 
1, 2, 3
 >> Nächste 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Tags

Forum

Du darfst neue Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.
Gehe zu:  

cron




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, NES, Essen, Bild, Name

Impressum | Datenschutz