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 Betreff des Beitrags: Phira
BeitragVerfasst: Sa 17. Jul 2010, 21:27 
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Registriert: Mo 24. Mai 2010, 13:10
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Und ich poste es dooooch... Meine neuste Story, die wahrscheinlich seeeehr lang wird. Momentan bin ich noch am Ende vom ersten Kapitel, aber immerhin sind es schon mehr als 20 Seiten ;-)
Vielleicht noch als Hintergrundinfo: Die Story ist die Fortsetzung zu "Eine Rose für die Toten", welche ich mal geschrieben habe. Die werde ich später vielleicht mal posten. XD Aber keine Angst, die Storys hängen nur sehr lose zusammen und sind auch weder inhaltlich noch von der... Umwelt her ähnlich. Es ist meine erste längere Story seit etwa 2006 oder 2007, mal schauen, wie es wird. Vielelicht motiviert es mich etwas sie weiter zu schreiben, wenn ich sie hier poste. Diese 20 Seiten hatte ich schliesslich an einem Tag geschrieben. XD
Es gibt aber einige Unterschiede zwischen "Phira" und "Eine Rose für die Toten": Während die Rose sehr düster und eigentlich ein Drama war, ist "Phira" eher ein Epos und auch weitaus "fröhlicher" von der Thematik her (in der Rose ging es eigentlich nur um den Tod selbst xD). Ausserdem ist die Rose Fantasy und "Phira" ist Scifi. Na ja, genug gequatscht, hier habt ihr erstmal den Prolog:


Prolog: Eine neue Epoche (1/2)

Der Planet Tilion war immer schön und voller Frieden gewesen. Seit der Einigung der Nationen unter einem König hatte es kein Blutvergiessen mehr gegeben und die Menschen von Tilion hatten in Frieden und Glück gelebt.
Das Volk von Tilion war stets sehr naturverbunden gewesen, so gab es auf Tilion sehr wenig Maschinen, aber genug. Der ganze Planet war von Wäldern, Wiesen und wilden Bergen gesäumt und in den Meeren Tilions schwammen die unterschiedlichsten Tiere.
Aber es kam anders, ganz anders als sich die Tilioni jemals ihre Zukunft ausgemalt hätten.

Es war eine kühle und klare Nacht gewesen. Königin Aserolyn sass gerade auf ihrem grossen Himmelsbett mit ihren beiden Kindern. Sie waren erst kürzlich geboren, konnten weder reden noch gehen. Aber es waren schöne Babys. Ihre Haare waren türkis, wie in es in der königlichen Familie üblich war. Die Königin lächelte, als sie ihre Kinder beobachtete und zufrieden feststellte, dass beide endlich friedlich schlummerten.

Plötzlich krachte es unheimlich laut von Aussen her, erschrocken stand die Königin auf und eilte zu ihrem grossen Fenster. Nebel lagen vor dem Fenster, oder viel mehr Rauch. Langsam war sie besorgt. Es herrschte seit langer Zeit wieder einmal ein Krieg auf Tilion. Aber es war ein aussergewöhnlicher Krieg: Zum ersten in der Geschichte Tilions bekriegten sich nicht die Tilioni untereinander, sondern kämpften Seite an Seite gegen einen Feind. Es war eines der grossen Imperien, welche sich um die Vorherrschaft in der Galaxie bekriegten. Tilion ging dies alles eigentlich nichts an, Tilion war immer neutral gewesen. Dies lag zum einen an seiner abgelegenen Position, zum anderen weil die Könige immer darauf geachtet hatten, unabhängig zu bleiben. So hatte sich Tilion immer anders entwickelt als der Rest der Galaxie. Zuweilen hatten die Bewohner der anderen Planeten ihnen vorgeworfen rückständig zu sein, aber dies war in den Augen der Königin absolut nicht der Fall. Die Tilioni besassen lediglich andere Kriterien um den „Fortschritt“ zu beurteilen.
Hastig ging die Königin zurück zu ihren Kindern. In welche Zeit sie nur hinein geboren wurden! Es war nicht fair, wie so vieles es nun mal nicht war. Sie streichelte die Backen ihrer kleinen Tochter. Sie war eine Minute nach ihrem grösseren Bruder, dem zukünftigen Thronfolger, geboren. Einen Moment lang überlegte sich die Königin mit ihren Kindern davon zu laufen. Die Explosion war sehr nahe vom Palast gewesen. Sie befürchtete das Schlimmste und doch sollte es noch schlimmer kommen, als sie es befürchtete.
In diesem Moment öffnete sich die Tür relativ unvorsichtig und hastig rannte Maraia, die Zoffe der Königin, herein.
„Eure Hoheit!“, rief sie völlig ausser Atem und watschelte zu ihrer Herrin. Maraia war etwas bummeliger als es die meisten Menschen waren und war stets in blauen Tüchern gehüllt, weil sie wohl damit hoffte ihren Körper etwas schöner erscheinen zu lassen.
„Es steht nicht gut um Tilion! Euer Gemahl, der hochwohlgeborene König von Tilion, schickt mich um Euch auszurichten, dass Ihr augenblicklich fliehen sollt!“, rief Maraia aufgebracht und fuchtelte dabei hysterisch mit ihrem Armen herum.
„Ich soll fliehen? Und mein Mann? Was ist mit ihm? Wird Glendur auch fliehen?“, fragte die Königin angespannt und blickte auf ihre Kinder. Ihre armen Kinder.
„Nein, Euer Hoheit. König Glendur will nicht fliehen. Er berät sich momentan mit General Lundon. Sie wollen den Palast verteidigen oder untergehen!“, schluchzte Maraia aufgebracht. Die Königin schluckte leer.
„Er will kämpfen?“, fragte sie fassungslos. Maraia nickte. Natürlich wollte er kämpfen! Dieser Hitzkopf wieder! Aserolyn setzte sich wieder aufs Bett und blickte ihre Kinder an. Unter Umständen würden sie ohne Vater aufwachsen müssen mit einem sehr schweren Erbe.
„Sind sie im Thronsaal?“, fragte die Königin emotionslos. Der Schock über die sich überschlagenden Ereignissen lag tief.
„Ja, meine Königin. Aber wir müssen uns jetzt beeilen um zu fliehen! Sie haben bereits das Tor eingenommen, bald werden die Kämpfe im Palast sein“, drängte Maraia die Königin ungewohnt deutlich.
„Ja… Ja… Natürlich. Aber ich möchte ihn noch einmal sehen, wer weiss, ob ich je wieder die Gelegenheit dazu habe“, widersprach die Königin. Natürlich konnte sie ihrer Dienerin widersprechen, wie es für gut hielt, aber selten hatte sie sich bisher derartig gegen ihre eigene Vernunft gestellt.
„Ihr wollt noch zum Thronsaal?“, fragte die Zoffe baff. Aber eigentlich hätte sie es sich ja auch denken können.
Die Königin stand von ihrem Bett auf und legte ihr goldenes Diadem ab. Es war sehr schön und prunkvoll, wirkte aber gleichzeitig schlicht und nicht überladen. Wenn sie fliehen sollte, durfte man ihre Identität nicht erkennen. Dann nahm sie einen langen, grünen Umhang aus ihrem Schrank und zog ihn an. Ihre langen, türkise Haare band sie zusammen, so, dass sie ohne Probleme unter die Kapuze passten.
Dann nahm sie ihre beiden Kinder und wickelte sie in weisse Tücher ein. Sie sollten nicht frieren während der Flucht.
„Gut, Maraia. Gehen wir“, meinte sie etwas teilnahmslos, als sie beide Kinder in ihren Händen trug. Die beiden verliessen das schöne Gemach der Königin und eilten zum Thronsaal. Unterwegs begegneten ihnen viele Soldaten, welche eilends zum Tor rannten um den Feind aufzuhalten.
Schon war das grosse Tor des Thronsaals vor ihnen erschienen. Maraia öffnete es aufgeregt und die beiden traten ein. Drinnen rannten viele Soldaten und Wächter herum, schwer bewaffnet und aufgeregt. Wie lange hatten sie nicht mehr gekämpft!
Inmitten dieses Bienenschwarms standen der König und sein General.
„Glendur“, rief Aserolyn und rannte überhaupt nicht wie es für eine Königin gehörte zu ihrem Mann.
Die Augen des Königs weiteten sich, als er seine Gemahlin erkannte.
„Aserolyn! Was tut Ihr noch hier? Ihr solltet längst weg sein!“, rief er schockiert und wandte sich ihr zu.
„Ja, ich weiss, mein König. Ich… Ich wollte Euch nur noch einmal sehen, wer weiss schliesslich, ob ich das jemals wieder tun kann!“, sprach die Königin und es war nicht weg zu diskutieren, dass eine gewisse Trauer in ihrer Stimme lag.
„Aber meine liebste Königin… Natürlich werden wir uns wieder sehen! Aber nun, nun rennt weg. Euch und unseren Kindern darf niemals etwas geschehen. Sie sind die Zukunft Tilions. Stürbe ich, wäre es nicht so schlimm. Wären unsere Kinder, unsere Nachfolger, des Todes gäbe es keine Hoffnung mehr für das Volk. Geht jetzt!“, rief er aufgebracht. Es schmerzte ihn sehr, auch, wenn er es nur schlecht zugeben konnte. Er liebte seine Frau wahrlich und auch seine Kinder hatte er bereits sehr ins Herz geschlossen. Sie waren das einzige, welches seinen grauen Alltag erhellte.
Die Königin nickte und eine Träne entwich aus einem ihrer Augen. Sie spürte es. Es würde nicht gut enden. Man musste kein Militärstratege sein um dies vorherzusagen. Ihre Feinde besassen schreckliche Waffen, während die Tilioni nur die Mächte der Natur besassen. Gewiss, beide Arten von Technologien waren stark, aber auf Dauer würde sich ersteres durchsetzten.
„Lebt wohl, mein König. Und versprecht mir, dass ich Euch wieder sehe“, verabschiedete sich die Königin und umarmte ihren Mann. „Das werde ich, aber nur, wenn Ihr es auch tut“, versprach ihr Gemahl und löste sich aus ihrer Umarmung. Er streichelte seinen beiden Kindern noch kurz über ihre Haare.
Maraia zog ihre Königin sanft weg. Sie mussten gehen. Jede Sekunde Vorsprung war wertvoll.
„Gebt auf Euch Acht, Euer Hoheit“, meinte der General matt. Er war am Ende seines Lateins und seiner Kräfte. Die Königin nickte und wandte sich um.
Die beiden verliessen den Thronsaal.
„Wir nehmen den Geheimgang in Eurem Gemach, nicht wahr, meine Königin?“, fragte die Zoffe niedergeschlagen. Ihre hysterische Panik war einer Resignation gewichen.
„Ja, das werden wir. Er wird uns sicher in die Stadt bringen“, pflichtete die Königin bei. Die beiden rannten, die Königin etwas sachter wegen den Kindern, zurück zu dem Gemach der Königin. Es war noch immer erhellt, aber die Geräusche des Kampfes waren lauter geworden. Die Königin lief ohne Kommentar zu einer Lampe. Es war eine alte, aber immer noch bestens funktionierende Lampe. Sie tippte das Königliche Wappen – ein türkiser Löwe – an und ein Knacken erklang. Der Geheimgang war geöffnet. Sofort ging Maraia zum Bücherregal neben der Lampe und schob es nach hinten und anschliessend nach links. Ein dunkler Gang, der sich nach einigen Metern zu einer sinkenden Treppe wandelte, offenbarte sich den beiden.
Sofort betraten sie den Geheimgang und Maraia verschloss ihn stillschweigend. Still, aber nicht langsam gingen die beiden die Treppe hinunter, welche nur von einigen Glühbirnen erleuchtet war.
„Meine Königin… Wohin wollen wir fliehen?“, fragte Maraia leise. Sie hatte ein ungutes Gefühl.
„Dies weiss ich noch nicht, aber wir müssen wohl die Stadt verlassen. Und vielleicht wäre es klüger, wenn wir uns trennen. Maraia! Du kannst unbescholden weiter leben, ein Leben in Frieden. Aber ich, ich werde unter Umständen für immer auf der Flucht sein und dir sollte dies erspart bleiben. Ein solches Leben in stetiger Angst und Bedrohung hast du nicht verdient“, gab die Königin zu bedenken und blieb stehen.
„A-Aber Hoheit! Ihr könnte doch nicht gänzlich alleine fliehen!“, widersprach Maraia aufgebracht. Ihre hysterische Art trat wieder in Erscheinung.
„Das ist viel zu gefährlich!“, fügte sie panisch hinzu. Sie malte sich schon aus, was der Königin alles passieren konnte und schüttelte schockiert den Kopf.
„Lass uns dies später ausdiskutieren“, erwiderte die Königin nur und hob gebietend ihre Hand. Sie setzte sich wieder in Bewegung und ihre Zoffe folgte ihr.
Aserolyn seufzte und blickte ihre Kinder an. Sie schliefen noch immer friedlich. Sie hatten wohl den starken Schlaf ihres Vaters geerbt.
Langsam flachte die Treppe wieder ab und vor ihnen bog sich der düstere Gang nach links.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sa 17. Jul 2010, 21:27 


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 Betreff des Beitrags: Re: Phira
BeitragVerfasst: Sa 17. Jul 2010, 21:28 
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Prolog: Eine neue Epoche (2/2)

Es war nicht mehr weit. Schon bald hätten sie den Ausgang erreicht. Er lag nicht direkt in der Nähe des Palastes, sondern an einem Hügel östlich des Palastes. Dort war ein sehr ruhiges und reiches Viertel. Wahrscheinlich hatte es für die Invasoren dort keine Prioritäten, zumindest konnte sich das die Königin nicht vorstellen. Dort war nichts, dass der Eroberung des Planeten dienen konnte.
Schon bald wurde wieder eine Treppe nach oben führen, zu einer dunklen Seitengasse, wo der Ausgang des Geheimgangs lag.

Das Tor des Thronsaals wurde schlagartig aufgeworfen und einzelne Stücke des Tores flogen auf den altehrwürdigen Boden des Saals.
Einige Soldaten marschierten in den Saal, aber es waren keine Soldaten von Tilion. Es waren Ausserirdische. Sie traten zur Seite, hatten ihre Pistolen aber erhoben.
„So endet es also, nicht wahr, König der Rückständigen?“, fragte eine spöttische Stimme. Glendur verzog keine Miene, er griff lediglich zu seiner Klinge.
Von den Soldaten, welche einen schwarzen Anzug und einen seltsamen Helm trugen, umrundet betrat nun der Anführer der Invasoren den Saal. Sein Name war Mugard und er war nicht nur auf Tilion gefürchtet. Auch er trug einen schwarzen Anzug, aber keinen Helm. Dafür hatte er einen schwarzen Umhang, der seinen Rang unterstrich.
„Mugard, du elender Hund!“, rief General Lundon wütend und stand sofort vor seinen König. „Aber, aber… Herr… General? Och, ist es nicht entückend! Sie kämpfen in Ritterrüstung und mit Schwertern, wie es unsere Ahnen vor längst vergessenen Tagen zu tun pflegten“, spottete Mugard und klatschte in die Hände, als er sie bewundern würde. Seine Handlanger begannen hämisch zu lachen.
Mugard lief nun etwas weiter in den Saal, auf die Soldaten des Königs zu. Sie hatten sofort ihren König umrundet, als das Tor eingebrochen worden war.
„Wirklich ein hübscher Palast. Ein Jammer, dass er nicht in unser Konzept passt. In dem Plan, den ich für Tilion entworfen habe, gibt es keinen Platz für solch kolossale Verschwendungen“, bemerkte er und schüttelte den Kopf als er seinen Blick über die herrlichen Wände schweifen liess. Sie zeigten Bilder aus der Geschichte Tilions. Es waren aber keine herkömmliche Gemälde, es waren viel eher Mosaike. Oder zumindest wirkten sie so. Eigentlich war es Mugard ja auch egal.
„Warum greift Ihr meinen Planeten an?“, fragte der König nun ruhig.
„Ah, der König begehrt etwas zu wissen“, erwiderte Mugard nur und wandte sich dem König zu. „Nun, ganz ehrlich, König. Ich habe es nicht entscheiden, dass wir gerade deinen Planeten angreifen. Wir hatten mehrere zur Auswahl und unsere erste Wahl ist leider gescheitert. Daher entwarfen wir ein neues, gänzlich anderes System. Und dein Planet, König, ist perfekt dafür geeignet. Er besitzt kaum erwähnenswerte Infrastruktur oder irgendetwas, was sich nicht vernichten liesse. Wir können ihn ohne grosse Aufwände für unsere Zwecke umbauen. Und zu guter letzt war ein entscheidender Faktor auch die Konsistenz deines Planeten. Tief in seinem Innern gibt es etwas, was wir brauchen. Aber das geht dich doch nichts an, du jämmerlicher Sack“, grinste Mugard und schüttelte den Kopf.
„Ihr werdet damit niemals durchkommen!“, schrie Lundon wütend.
„Wir tun es bereits. Wer sollte eurem lächerlichen Planeten schon zu Hilfe eilen? Es würde sich wohl kaum lohnen, nicht wahr? Aber die Lage eures Planeten ist ebenfalls höchstinteressant. Zwar abgelegen, aber durchaus in der Nähe unseres Feindes. Er wird euch nicht retten, keine Sorge. Und wenn doch, erwartet euch vielleicht gar ein schlimmeres Schicksal. Aber ich kann euch alle auch beruhigen, ihr werdet den Neukonstruktion eurer Heimat nicht mehr miterleben“, erklärte Mugard genüsslich, bevor er wieder zurück trat.
„Mein Herr! Die Königin ist nicht mehr im Palast. Wir konnten sie nicht mehr finden“, sagte plötzlich eine Stimme hinter den Soldaten und alle wandten sich um.
„Lord Hengton!“, rief Lundon überrascht, als er die Quelle der Stimme ausmachen konnte.
„Nicht? Dann sucht sie weiter, sie wird auch exekutiert. Die Blutslinie des Königshauses darf nicht überleben. Ansonsten würde die Bevölkerung noch so etwas wie Hoffnung empfinden und dies würde sie vom arbeiten abhalten. Findet sie und tötet sie augenblicklich!“, befahl der zukünftige Diktator streng.
„Jawohl, mein Herr“, sagte Hengton und verbeugte sich.
„Wie? Du hast deinen König verraten und dienst diesem Hund?“, schrie Lundon empört und erhob sein Schwert, auch, wenn Hengton eigentlich nicht in seiner Reichweite war.
Hengton zuckte mit seinen Schultern: „Wer nicht untergehen will, passt sich an.“
Mit diesen Worten zog er von Dannen.
„Ja, er und zahlreiche andere des Adels sind auf unsere Seite gewechselt“, meinte Mugard genüsslich. Lundon kochte vor Wut, aber der König blieb erstaunlich ruhig für seine Verhältnisse.
„Warum sollten sie uns auch bekämpfen, wenn sie nicht den Hauch einer Chance haben? Wir werden ihnen Privilegien geben in der neuen Weltordnung. Sie werden leben können, wie es der Adel früher tat. Und sie werden Macht erhalten. Hätte der König nicht die Macht des Adels beschnitten, wären sie vielleicht treu mit ihrem König in den Tod gerannt“, lächelte Mugard. Er genoss es, wann immer er einen Planet eroberte, die Bevölkerung zu spalten.
„Aber genug jetzt… Ich bin es mir leid eure hässlichen Stimmen zu hören. Erschiesst sie“, befahl Mugard und signalisierte mit einer Handbewegung das Zeichen zum schiessen.
„Nein!“, schrie Lundon, der sich sofort mit erhobener Klinge auf die Feinde stürzen wollte. Es fielen Schüsse und anschliessend fielen tote Körper auf den Boden. Tilion war endgültig gefallen.

Abrupt hielt Aserolyn an. Sie waren gerade dabei die Treppe zu besteigen, aber irgendetwas stimmte nicht. „Es ist etwas geschehen… Ich fühle es. Es ist etwas Schlimmes geschehen… Oh Glendur!“, hauchte die König, welche sowieso schon ausser Atem war verzweifelt.
„Meine Königin… Ihr… täuscht Euch sicherlich! Kommt jetzt, mir müssen weiter gehen!“, erinnerte Maraia pflichtbewusst und fuchtelte dabei schon wieder hysterisch mit ihren Händen herum.
„Ja… Maraia. Du hast sicherlich Recht. Wie unklug von mir. Komm, lass uns weiter gehen. Es ist nicht mehr weit“, gab ihr die Königin Recht und begann wieder die Treppe zu besteigen.
Sie schritten ruhig weiter, ihrem Ziel entgegen.

Langsam öffnete sich eine unauffällige Wand zur Seite und zwei Gestalten traten auf die kleine Seitengasse. Es war keine schöne Gasse, die zwischen zwei Häusern lag und voller Abfall. Die Häuser zu ihren Seiten besassen keine Fenster, von welchen man die Gasse aus sehen konnte. Maraia schritt zur Seite und zählte an den Steinen der Wand um den Gang wieder zu schliessen.
Langsam schritten sie aus der Gasse in die dunkle Strasse. Es war keinesfalls eine düstere Strasse, sondern eine sehr schöne. Sie waren eindeutig im Reichenviertel.
„Wir müssen die Stadt verlassen“, meinte Maraia und blickte sich schon panisch herum um mögliche Beobachter zu sehen.
„Nein, Maraia. Wir trennen uns jetzt. Es kann nicht sein, dass du wegen mir in Gefahr kommst. Ich will, dass du dich zurückziehst, in Frieden und Sicherheit lebst. Mein Schicksal soll nicht das deine sein“, widersprach die Königin. Sie sprach ruhig und mit einem höflichen Ton, aber es war eindeutig ein strikter Befehl.
„Aber meine Herrin!“, widersprach Maraia und hob bereits wieder panisch ihre Hände.
„Nichts aber, du gehst. Geh die Strasse dort lang und verlasse die Stadt im Süden. Ich werde einen anderen Weg wählen. Hüte dich vor Gefahren und vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder“, beschwichtigte Aserolyn und umarmte Maraia. Sie war nicht nur ihre Zoffe, sondern auch ihre Freundin.
„Meine Herrin. Wenn Ihr es wünscht, werde ich es tun. Aber ich werde es nicht gerne tun! Es zerreisst mir das Herz, Euch in solch schweren Zeiten alleine zu lassen!“, beklagte sich die Zoffe und drückte die Königin fest.
Sie lösten sich und blickten einander noch einmal mit Trauer an. Anschliessend wandte sich Maraia ab und schritt die Strasse entlang. Die Königin blickte ihr nach, wandte sich aber dann um und ging in die andere Richtung.
Sie seufzte tief. Langsam schritt sie weiter, wohl wissend, dass sie besser rennen würde. Aber… Sie konnte nicht. Ihre Kinder! Vielleicht würde sie für immer auf der Flucht sein, im Geheimen leben, oder nicht immer am gleichen Ort. Sie hätte keinen Kontakt zu anderen Menschen. Aber dies war kein Leben, wie es eine Mutter für ihre Kinder wünschte.
Sie sollten es so gut wie möglich haben, mit anderen Kindern spielen oder einfach nur zur Schule gehen. Sie sollten immer zu essen haben. Nein, sie wollte ihren Kindern ein solches Schicksal nicht antun. Und ausserdem könnte sie ihre beiden Kinder von ihrem schweren Erbe befreien. Wüssten sie nicht, was ihre Abstammung ist, würden sie niemals daran verzweifeln können oder ihr Leben verdammen. Vielleicht war sie eine schlechte Mutter…
Sie stand vor einem kleineren Haus, es brannte noch Licht. Sie überlegte fieberhaft. Schliesslich hatte sie sich entschieden und ging auf das Haus zu. Mit Tränen in ihren Augen blickte sie ihre Kinder an und nahm schliesslich ihre Tochter. „Geliebte Colonia, bitte vergib deiner närrischen Mutter, die ja nur das Beste für dich möchte. Bitte, lebe so, wie du es für richtig hältst. Eines Tages, wenn sich die Zeiten geändert haben, werde ich dich wieder sehen. Versprochen“, flüsterte sie und küsste ihre Tochter auf die Stirn. Sachte legte sie ihr Kind auf die Türschwelle und klopfte energisch gegen die Tür. Bevor jedoch jemand die Tür öffnen konnte, rannte die Königin mit ihrem Sohn weg. Sie durfte ihre Kinder nicht zusammen aussetzten, dies wäre zu auffällig. Auch, wenn sie es natürlich gerne getan hätte. So schnell sie konnte, rannte sie weiter in der Hoffnung, dass sie niemand mehr sehen würde.
Erst, als sie um eine Ecke gerannt war und sich vor ihr eine Brücke zeigte, welche zum nächsten Hügel führte, verlangsamte sie ihr Tempo. Ruhig ging sie zur Brücke und blickte hinunter. Kleinere Häuser aus Holz, aus deren Kaminen Rauch entfloh waren unter der Brücke. Das Gewerbeviertel. Es war kaum noch erleuchtet. Und etwas weiter hinten dran lag das Viertel der Bauern mit ihren weitläufigen Höfen. Unsicher glitt ihr Blick nun zum Schloss auf einem Hügel gegenüber. Es stand in Flammen. Sie seufzte tief und hoffte so sehr, dass niemand wirklich ernsthaft verletzt wurde. Aber sie wusste ja nur zu gut, dass es nicht so sein würde.
Ihr wurde wieder bewusst, dass sie sich beeilen musste. Würde man sie ergreifen, wäre alles umsonst gewesen. Hastig ging sie zu einer Treppe am Rande der Brücke, welche in das darunter liegende Viertel führte. Es war zu riskant und auffällig ihre Kinder im gleichen Viertel auszusetzen.
Ein kleines, rundes Häuschen stand vor ihr. Es brannte noch Licht im Innern. Efeu hing von der Decke und einige Blumen wucherten aus den Kasten bei den Fenstern. Alles in Allem war es ein stattliches Haus für dieses Viertel.
„Glendur… Bitte vergib deiner Mutter“, flüsterte sie und küsste auch ihn auf die Stirn. „Es wird der Tag kommen, an dem wir wieder vereint sind, du, deine Schwester und ich. Und dein Vater natürlich auch. Wie das Leben auch immer aussehen wird, schlussendlich hast du zumindest eines, nicht wahr?“, flüsterte sie und streichte ihm durch sein kaum vorhandenes Haar.
Eigentlich war es eine Schande, dass niemand von der Existenz ihrer Kinder wusste. Sie und ihr Mann hatten in weiser Voraussicht beschlossen gehabt die Geburt geheim zu halten. Die Kriegshandlungen waren bei der Geburt schlimmer geworden und es hatte nicht gut um Tilion gestanden. Aber nur so, nur so konnten sie aufwachsen, ohne zu wissen, dass was sie für eine Bürde besassen und ohne die Gefahr, welche auf ihnen lauerte. Das drohende Schwert über ihrem Haupt war verschwunden.
„Also, mein Kleiner. Lebe wohl, bis wir uns wieder sehen. Versprochen“, flüsterte sie und legte das Kind behutsam vor die Tür. Anschliessend klopfte sie so stark sie konnte an das Haus und rannte davon.
Sie rannte in die Finsternis, weg von den Häusern, weg von dem Schloss und weg von der Stadt. Sie floh vor den Feinden Tilions und ward nie wieder gesehen…


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