Do 3. Jun 2010, 19:59
Part 2/2
„Warum trägst Du diese Maske?“, fragte ihn Slyux.
„Damit Leute wie Du nicht herausfinden, wer ich bin.“, erwiderte Red darauf.
Sie gingen den Gang hinunter an einigen leeren Zellen vorbei. „Wir müssen Marisa retten!“
Sylux blickte zur Seite und blieb dann stehen. Red sah ihn wütend an. „Was ist?“
Sylux deutete in eine der Zellen. „Aber nicht alleine.“
Red erkannte einen jungen Mann mit braunen Haaren, der anscheinend schlief. Er hatte seine Hände ineinander gelegt und saß im Schneidersitz an die Wand gelehnt.
„Aufwachen!“, rief Red in die Zelle hinein.
Der Junge erschrak und kippte zur Seite um. Lieber arbeitete Red alleine, als mit solchen Witzfiguren, doch waren die Banditen ihm zahlenmäßig und gesundheitlich weit überlegen. Jede Hilfe würde Reds und hoffentlich auch Marisas Leben verlängern.
Marisa... Wieso nur war sie ihm so wichtig? Er dachte an jenen Moment, als sie nach seiner Hand greifen wollte. Er vermisste diese Berührung, obwohl sie niemals stattgefunden hatte.
Der Junge riss ihn aus seinen Erinnerungen heraus. „Endlich! Holt mich hier heraus!“
Sylux ließ ab von Red und ging auf die Zelle zu. Red musste sich an den Gittern der leeren Zelle gegenüber abstützen, während Sylux mit dem Jungen sprach. „Wir holen Dich dort heraus.“
„Ohne Schlüssel wird das nichts...“, mutmaßte Red.
Wie auf Signal hörte er ein Flattern aus dem Gang. Er blinzelte und erkannte Vi!
Überglücklich hielt er ihr einen Finger hin. „Vi, wo warst Du nur? Geht es Dir gut?“
Vi landete auf seinem Finger und spuckte etwas aus ihrem Schnabel aus. Es handelte sich dabei um einen Schlüssel!
Red hielt Sylux den Schlüssel hin. „Einen Versuch ist es Wert.“
Er versuchte sein Glück und das Schloss öffnete sich. Zufrieden lächelte Sylux, während der Junge aus der Zelle sprang. „Frei! Endlich frei!“
Sylux nahm sich Red seiner wieder an und stützte ihn den Gang entlang. Dann fiel Red etwas auf. „Wir sind unbewaffnet, wie sollen wir gegen eine ganze Bande von Banditen ankommen?“
Der Junge straffte sich. „Ich denke, ich habe noch genug Kraft, um einen auszuschalten.“ Er sah zu Sylux und Red. „Mein Name ist Roku, ich bin der Sohn eines Geomanten.“
Sylux schmunzelte. „Ein Erdbändiger also?“
Red hustete. Als er seinen Mund abtastete, waren seine Finger rot gefärbt. Er wischte sein Blut beiseite. „Ich brauche meine Dolche. Wo sind sie?“
Sie erkannten eine Tür am Ende des Ganges. Er deutete auf sie. „Da müssen wir durch.“
Sie gingen langsamer. „Was ist, wenn dahinter Banditen sind?“, fragte Sylux.
Red sah zu Roku. „Dann haltet sie für einen Moment auf, ich werde ihre Waffen entwenden.“
Sylux schüttelte den Kopf. „Du? Wie willst Du das schaffen?“
Er zerrte an ihm. „Los jetzt! Je länger wir warten, desto schlimmere Dinge tun sie Marisa an.“
Sylux und Roku blickten sich einen Moment an, dann stemmte Sylux Red gegen eines der Gitter. „Tut mir Leid, aber in Deiner Verfassung wäre es das beste, wenn Du hier wartest.“
Red biss die Zähne zusammen, während die anderen beiden auf die Tür zu gingen. Was sollte er nur machen? Marisa war in größter Gefahr und er war unfähig zu handeln.
Vi zwitscherte traurig auf seiner Schulter. Red lächelte ihr zu. „Keine Sorge, mir geht es gut.“
Sie allerdings war nicht sehr begeistert. Sie flatterte von seiner Schulter und einige Male den Gang rauf und runter.
Du bist stärker als sie...
„Was? Wer spricht da?“, erschrak Red.
Sekunde... er kannte diese Stimme. Sie meldete sich in der Mine zu Worte, als er vom Ork bedroht wurde. Etwas leiser fügte er hinzu. „Wie soll ich mit diesen Wunden kämpfen?“
Die Stimme erwiderte nichts darauf, doch Red hatte sie längst verdrängt. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich gerade hin. Sein Verband tränkte sich mit frischen Blut.
Sylux und Roku hatten die Tür geöffnet. Drei Banditen nahmen sich ihrer an. Wie Roku es zuvor ihnen mitteilte, war er in diesem Falle in der Lage gewesen einen von ihnen auszuschalten. Er lag bewusstlos neben den drei Banditen. Ihnen allerdings konnten die zwei nichts entgegensetzen.
Red ballte seine Fäuste und schritt den Gang herunter.
Die Banditen erkannten sein Vorhaben. „Seht ihn euch an.“
Sie verfielen in Gelächter. Red allerdings war nicht von seinem Kurs abzubringen. Er hielt auf den vordersten zu. Er hatte anscheinend eine Verletzung an seinem linken Bein, denn er stützte sich auf seinem rechten ab. Wenn er ihn von links flankieren würde, dann wäre er...
Er kam ins Schwanken. Was war das? Sein Blick fiel auf seine Brust und daraufhin hinter ihm. Blut... überall verteilte sich sein Blut. Er biss sich auf seine Zähne. „Wir wandern im Schatten der Winde...“
„Was hat er gesagt?“, fragte einer der Banditen.
Sein Nebenmann zuckte die Schulter, während sein Kopf von diesen flog.
Der letzte Bandit schüttelte amüsiert den Kopf. „Gib auf, Du bist am verbluten.“
Eine kurzes Schweigen verbreitete sich in dem Raum und auf dem Flur. Langsam sahen die beiden Banditen zu ihrem dritten Mann. Der anscheinend immernoch ein wenig ratlos ohne Kopf neben ihnen stand.
Dann neigte er sich nach vorne und fiel wie ein gefällter Baum auf den Boden. Red stand hinter den Banditen. Er hob die Klinge, die er von dem Banditen genommen hatte, der von Roku ausgeschaltet wurde.
Die Banditen hoben ihre Waffen und rannten schreiend auf ihn zu. Red drehte sich um und rammte die glatte Klinge auf die Brust des ersten, der hustend zu Boden fiel. Mit seinem zweiten Streich rammte er die Klinge in den Magen des zweiten und nagelte ihn an die Mauer des Raumes fest. Er schrie aus vollem Halse.
Red befand sich in einer Art Transe. Seine Welt verschwamm in eine seltsame Abfolge von roten und grauen Lichtern. Zwei rosane Strahlen färbten aus seinem linken Blickwinkel heran. Er sah zu der Stelle und erkannte Vi, die protestierend auf seinen Gewändern saß.
Ohne lange zu überlegen legte er sie an und fand bereits seine Dolche. Ohne eine Miene zu verzieren warf er das Schwert des Banditen beiseite und wog seine Dolche in der Hand. Er würde sie nie wieder verlieren...
Er sah auf und rammte seine Dolche hinter sich. Der Bandit, der versuchte ihm das Leben zu nehmen, fiel nun selber Tod zu Boden. Red blickte gleichgültig auf ihn herab und sah dann zu dem Banditen der an der Wand hing.
Er hatte hierfür keine Zeit... er musste... zu Marisa.
Er fiel auf die Knie und fasste in seine eigene Blutlache. Ein wenig verwirrt musterte er sie, als er dann verstand, dass es seine war.
„Hilfe!“
Seine Augen weiteten sich. Das war Marisa!
Sofort erhob er sich wieder und rannte aus den Raum heraus. Schon eine Tür weiter erkannte er einige Zellen, in denen verschiedene Männer und Frauen saßen. Vor einem dieser Zellen allerdings standen der Anführer der Banditen und ein hagerer Mann, dessen Gesicht unter eine Kapuze gezogen wurde.
Sie sahen zu ihm. Der Mann mit der Kapuze legte seine Hände hinter seinen Rücken. „Ich denke, es wäre besser zu verschwinden.“
Er verwandelte sich in eine Rauchwolke. Der Anführer allerdings blieb, wo er war. „Sowas, der Held ist ausgebrochen.“
Er griff nach seiner Axt. „Es wird Zeit die Sache zu beenden.
Red ballte seine Fäuste fester um die Dolche. Es wurde Zeit die Sache zu beenden.
Jaguras Axt wirbelte um seine Achse. Für Red kam es vor, als drehe sich ein Mühlenrad. Es war beinahe ermüdend seine wahrscheinlich stärkste Kampftaktik zu beobachten.
Gezielt rannte er auf die andere Seite. Er war bereits im Begriff ihm seine Dolche in die Brust zu rammen, da erblickte er das innere der Zelle.
Marisa war bis auf ihre Lenden entblößt an eine Wand gekettet, ihr leerer Blick streifte Reds. Er war nicht mehr in der Lage zu handeln. Der Anblick versetzte ihm einen tiefen Stich im Herzen.
Sie rief voller Verzweiflung seinen Namen, doch erstickte er in seinen Ohren. Das gewaltige Blatt der Axt Jaguras traf ihn mit voller Wucht in den Rücken. Red wurde gegen die Gitter der Zelle gedrückt. Sein Blut wurde aus der Lunge gepresst und rann an den Gittern herunter.
Jagura duckte sich und rammte mit seiner Schulter gegen das Blatt der Axt. Reds Körper wurde auf eine harte Probe gestellt. Er war nicht in der Lage sich aus dieser Falle zu befreien. Als Jagura den Prozess wiederholte, spürte er, wie ihm seine Knochen brachen.
Der Druck ließ wieder nach. Jagura lachte auf. „Einer noch, dann ist es vorbei.“
Red sah zu Marisa, die mit Schreck geweiteten Augen auf ihn blickte. Red warf ihr ein Lächeln zu, als er dann etwas vernahm, was ihn wieder in diese Welt zurückbrachte. Ein Zwitschern.
Jaguras Axt bewegte sich hin und her. „Verdammter Vogel.“ Man hörte ein Schnappen. „Mistvieh!“
Eine Klatschen war zu hören und Red sah Vi, wie sie bewusstlos in die Zelle flog. Red fühlte sich innerlich leer. Eine einladende Leere...
„Jetzt zu Dir!“
Seine Hände suchten die Gitterstäbe und fanden sie. Er klammerte sich an sie. Jagura rammte mit voller Kraft seinen Körper gegen die Axt.
Doch sie rührte sich nicht.
Verwirrt probierte er es noch einmal, doch die Axt rührte sich kein Stück. Erst da fiel ihm auf, dass Red gar nicht mehr hinter der Axt war.
Dieser indessen holte hinter ihm mit seinen Dolchen weit aus und rammte sie tief in den Rücken von Jagura. Er zerrte an den Dolchen und führte sie Stück für Stück von den Schultern sich überschneidend an seine Hüften.
Er schrie seine Qualen heraus und ließ seine Axt dabei fallen. Als er auf die Knie sank, drehte sich Red um seine Achse, um mit einem Tritt ihn auf den Rücken zu befördern. Der Tritt traf sein Kinn.
Jagura war standhafter, als es Red vorerst annahm. Statt dass er rückwärts umfiel, wurde nur sein Kinn in die Luft befördert. Sein gleichgültiger Blick striff die Wunde an Jaguras Kehle, die ihm anscheinend ein anderer Bandit zugefügt haben musste. Welch schlampige Arbeit, dachte sich Red. Er winkelte seine Arme an und erledigte mit seinen Dolchen das, was der Bandit vor ihm begonnen hatte.
Röchelnd fiel Jagura auf den Boden. Sein Blut mischte sich mit Reds.
Sylux und Roku rannten in den Raum hinein, der eine mit einem Bogen der andere mit einer Kochkelle bewaffnet. Sie erstarrten bei Reds Anblick.
Dieser allerdings drehte sich um. Vivi flatterte bereits wieder, doch sie sah sehr angeschlagen aus. Viel schlimmer allerdings sah Marisa aus, die einige blaue Flecken eingesteckt hatte und auch den ein oder anderen Kratzer am Körper trug.
Red röchelte und spuckte Blut, während er sprach. „Macht die Zelle auf...“
Sylux stolperte über Jagura hinweg und tat wie ihm geheißen. Red ging in die Zelle hinein und entfernte Marisa von ihren Fesseln. Sie fiel auf den Boden und legte ihre Hand auf Reds Brust.
Red floss das Blut aus der Brust, aus der Nase und aus dem Mund, es klebte ihm an seinen Gewändern und am Gesicht. Seine Dolche waren besudelt sowie seine Hände. Marisa griff nach ihm. „Red, Red! Hör auf!“
Red allerdings sagte im ruhigen Tone. „Du wolltest immer eine Fee.“
Marisa straffte sich.
Red hustete Blut auf Marisas Körper. Keine Kraft der Welt konnte ihn mehr auf den Beinen halten. Er fiel auf die Knie. Das letzte, was er wahrnahm, war, wie sein Kopf auf ihren Körper fiel.
Zuletzt geändert von Redgomor am Do 3. Jun 2010, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.